Geschichte der Schützengesellschaft Hermannsburg 1921 - 1996
Vorwort und Dank
Rechtzeitig zum 75. Geburtstag der Schützengesellschaft Hermannsburg kann nun diese Chronik vorgelegt werden.
Es ist mehr geworden als eine Chronik, sofern man darunter nur eine nach Jahren geordnete Aufstellung von Ereignissen und Namen versteht. Es ist auch mehr geworden als eine Festschrift, die nur auf ein bestimmtes Jubiläum zugeschnitten ist.
Es ist in manchen Kapiteln vielleicht sogar eine heimatgeschichtliche Arbeit geworden, wenn auch kein trockenes wissenschaftliches Elaborat, das in allen Teilen mit Quellen belegt und exakt nachprüfbar wäre. Auf jeden Fall ist es lesbar geworden und interessant auch für einen größeren Leserkreis als nur die Hermannsburger Schützen.
Diese Chronik – nennen wir es mal so – hätte schon früher geschrieben werden sollen. Zumindest zu einer Zeit, da noch Augenzeugen aus den Gründungsjahren lebten. An Anregungen dazu hat es nicht gefehlt, das geht aus den alten Protokollen hervor.
Diese Protokolle von Schützenversammlungen sind seit der Gründung des Vereins fast vollzählig überliefert. Bei der Entzifferung dieser besonders in den Anfangsjahren häufig mit einem stumpfen Bleistift in Sütterlinschrift zu Papier gebrachten Protokolle stellte sich dann allerdings heraus, daß sie für die vorliegende Arbeit nur ein Gerüst sein konnten, ein Skelett ohne Fleisch, Haut und Haaren. Trotz einer stellenweise vorhandenen Langatmigkeit waren die echten Informationen dürftig.
Um nun also aus diesem "Skelett" ein Wesen aus Fleisch und Blut zu machen, mußten andere Quellen angezapft werden. Das erforderte für die erste Lebenshälfte des Vereins viel Fragen, Geduld und Spürsinn. An vielen Ereignissen aus der zweiten Lebenshälfte war ich dann allerdings selbst beteiligt, gestaltend oder zuschauend.
Viele haben mir geholfen.
Es ist unmöglich, alle zu nennen.
Entscheidende Hilfe allerdings leistete die Cellesche Zeitung mit ihrem Archiv, in dem ich die Berichte über alle Schützenfeste von 1922 bis 1938 fand und kopieren durfte. Dabei hat Frau Sybille Zang- Scheibel als Archivarin mit Rat und Tat geholfen. Ohne diese Quelle bei unserer Heimatzeitung wäre wohl kaum etwas zustandegekommen!
Eine weitere Quelle sprudelte im Archiv des Landkreises Celle, das Herr Rainer Voß verwaltet. Auch ihm bin ich zu Dank verpflichtet für die Suche nach vielen wertvollen alten Dokumenten.
Erwähnt werden muß auch Herr Karl Heitmann aus Bergen, in dessen heimatgeschichtlicher Sammlung eine weitere ergiebige Quelle sprudelte. Herr Heitmann hat u.a. die regionalen Mitteilungsblätter aus dem nördlichen Landkreis ausgewertet und mir alles zukommen lassen, was die Hermannsburger Schützen betraf.
Die Tabellen mit den Schießergebnissen habe ich nach den privaten Aufzeichnungen zweier Meisterschützen zusammengestellt, deren Namen dort häufig auftauchen: Frau Erika Maag- Brammer und Dr. Veit Georg Schmidt.
Die älteren Bilder stammen überwiegend aus dem Besitz von Schützenbrüdern. Die neueren kommen aus dem Fotohaus Deutgen in Hermannsburg, nachdem Frau Solveigh Deutgen das Amt ihres Vaters als Hof- Fotograf der Schützen übernommen hat.
Allen Helfern sage ich hiermit herzlichen Dank!
Mir selbst hat diese Arbeit Freude gemacht. Ich betrachte sie nun allerdings nicht für abgeschlossen mit dieser Veröffentlichung. Ich rechne sogar damit, daß bei diesem oder jenem Leser Erinnerungen geweckt werden, daß alte Bilder oder Schriftstücke auftauchen, die es wert sind, überliefert zu werden.
Auch Ergänzungen und Richtigstellungen sind willkommen, nobody is perfect ! Einen ganz besonderen Dank sage ich allen Vereinsmitgliedern, die als Sponsoren den Druck der Chronik ermöglichten.
Peter Vogel
Zur Person:
seit 1957 in Hermannsburg ansässig,
seit 1963 Mitglied der Schützengesellschaft,
von 1968 bis 1989 zweiter Vorsitzender,
seitdem im Schafferrat als Schriftführer.
Die Gründungsjahre
Der 6. Juli 1921 ist das Gründungsdatum der Schützengesellschaft Hermannsburg. Es ist "urkundlich" belegt, und zwar durch eine Niederschrift auf der ersten Seite eines dicken Buches, in das hinfort von jeder Versammlung ein Protokoll eingetragen wurde. Es sei im Wortlaut wiedergegeben:
Hermannsburg, den 6. Juli 1921
Sitzung betreffs Gründung eines Schützenvereins
1.) Es sind anwesend die Herren: Riechers, Möller, Heinrich Lüth, Hermann Thies, Karl Albers, Th. Babatz, Albert Ehlers, Tierarzt Niebuhr, Thiele, Otto Hiestermann, Schröder, Schwenker, Karl Hiestermann, Sasse/Lutterloh.
2.) Wahl eines provisorischen Vorsitzenden durch Zuruf.
1. Provisorischer Vorsitzender: Otto August Riechers
2. Provisorischer Vorsitzender: Heinrich Möller
Provisorischer Schriftführer: Karl Hiestermann
3.) 1. Provisorischer Vorsitzender Riechers läßt sich die Statuten des Schützenvereins Hannover schicken, anhand dessen die Statuten des Schützenvereins Hermannsbsurg festzulegen, dieselben in der einberufenen Versammlung vorzulegen.
4.) Zweck. Der Zweck unseres Vereins Hermannsburg und Umg. ist, den Schießsport gründlich zu erlernen. Auch soll es unser Bestreben sein, unsere Jugend, wie vom Reichsministerium empfohlen, mit jedem Sport bekanntzumachen.
5.) Der Scheibenstand ist dem prov. Vorsitzenden Riechers durch Herrn H. Hiestermann (Brandsbur) zugesichert worden. Auch die Scheibenbüchse von Herrn Th. Babatz ist dem Verein zugesichert worden. Politisch- parteiische Zwecke werden in dem Verein nicht verfolgt!
6. ) 2. Versammlung am 20. Juli 1921 abends 7 Uhr. Eingeladen: Pastor Prenzler, Sup. Ehlers, Pastor Werner, Pastor Kiehne.
7.) Die erste Versammlung wurde um 11,15 Uhr von dem prov. Vors. Riechers zu aller Zufriedenheit der Anwesenden geschlossen.
V.u.g. gez. Otto August Riechers
Was waren das für Männer, die hier zusammengewürfelt und teilweise ohne Vornamen und Beruf genannt sind?
Otto August Riechers war Gastwirt in Völkers Hotel.
Heinrich Möller war Friseur und hatten seinen "Salon" in der Celler Straße, heute die Gaststätte Zur alten Schmiede. Er hörte auf den Spitznamen Sebenheini. (Sebe = Seife )
Heinrich Lüth war Lehrer in Lutterloh. (Es gab dort bis 1962 eine einklassige Schule, die die Kinder aus Lutterloh, Theerhof, Schröderhof, Wiechel und Queloh besuchten.)
Hermann Thies war der Wirt im Gasthaus Heidehof.
Karl Albers war Viehhändler und wohnte im Gerichtsweg.
Theo Babatz hatte eine Manufakturwarengeschäft (Textilgeschäft) in der Billingstraße, heute eine Gaststätte.
Albert Ehlers war Schmied an der Ecke Celler Straße – Billingstraße, noch heute "Ehlers Ecke" genannt.
Tierarzt Dr. Kurt Niebuhr war als "Dr. Vierfuß" stadtbekannt.
Willi Thiele war der Verwalter in der Molkerei, die früher in dem Hause Celler Straße 6 war.
Otto Hiestermann war Hofbesitzer und Gastwirt in Lutterloh.
Heinrich Schröder kam ebenfalls aus Lutterloh. Er war von Beruf Zimmermann und nebenbei Jagdaufseher.
Wilhelm Schwenker war auf dem jetzigen Meyer`schen Hof in Lutterloh zunächst Verwalter für den Besitzer Reinhold, dann Pächter.
Karl Hiestermann war der Bruder von Otto H. und von Beruf Lehrer.
Fritz Sasse war zunächst Landarbeiter auf dem Hiestermann`schen Hof, danach Privatförster und Jagdaufseher und Eigentümer einer Silberfuchsfarm in Lutterloh.
Nur 14 Tage später war schon die zweite Versammlung des neu gegründeten Vereins. Da wurden weitere 17 neue Mitglieder aufgenommen.
Unter ihnen waren: Schneidermeister Wilhelm Kruse, Schuhmachermeister Bruno Hermsdorf, Uhrmacher Otto Ritter, Klempner Erich Ahrens, Willi Wittmann (Schlosserei und Fahrradhandel), Wilhelm Kaiser (Obst und Gemüse), Förster Kurt Hinze, Postschaffner August Renner, Fuhrunternehmer Ernst Schubert usw.
Und die Satzung war offensichtlich auch schon fertig, jetzt fehlte nur noch der ordnungsgemäß gewählte Vorstand.
Vorsitzender mit dem Titel Oberschützenmeister wurde Förster Hinze, sein Stellvertreter mit dem Titel Schützenmeister Otto Hiestermann.
1. Schriftführer wurde Bruno Hermsdorf, 2. Schriftführer Heinrich Möller.
Otto Ritter und Hermann Thies waren die Schatzmeister.
Die 3 Beisitzer waren Dr. Niebuhr, Fritz Sasse und Bauer Heinrich Winterhoff.
Leider ist die Satzung von 1921 verschollen, sodaß man nicht mehr feststellen kann, wer von den Herren den Verein nach außen vertreten durfte.
Diese 9 Männer sind jedenfalls als Vorstand der Schützengesellschaft beim Amtsgericht in Bergen vermerkt, wo der Verein am 16.3.1922 unter Nr. 12 in das Vereinsregister eingetragen wurde und sich somit e.V. nennen durfte.
Nachdem dem Leser nun schon so viele "Männer der ersten Stunde"
vorgestellt sind, ist eine Beurteilung interessant, die der Hermannsburger Gemeindevorsteher Georg Dehning in einem Brief an den Landrat in Celle dazu abgab: "Es sind einige Leute, hier noch nicht länger ansässig, mit den hiesigen Ortsverhältnissen wenig vertraut und im öffentlichen Leben von Hermannsburg ohne Bedeutung!"
Sicher kamen einige der Gründungsmitglieder aus Lutterloh – Gemeinde Weesen – und konnten bei enger Auslegung vielleicht als ortsfremd bezeichnet werden. Aber schließlich gehörte auch Lutterloh zum Kirchspiel Hermannsburg, und es gab vielfältige Beziehungen zwischen den Orten.
Die Worte des Gemeindevorstehers sprechen nicht gerade von großer Wertschätzung für den Verein! Und damit stand er nicht allein!
Bemerkenswert in dem Gründungsprotokoll ist da Punkt 6. Schon zur zweiten Versammlung des neuen Vereins werden die Vertreter der örtlichen Kirchen eingeladen. Die ausgestreckte Hand ist nicht zu übersehen, der Versuch, mit den Kirchen zu einem gutnachbarlichen Verhältnis zu kommen.
Wir müssen nun der Geschichte etwas vorgreifen.
Die eingeladenen Pastoren kamen nicht zur nächsten Versammlung. Sie kamen erst ein Jahr später, und sie machten aus ihrer ablehnenden Haltung dem Schützenverein gegenüber kein Hehl.
Die Gründungsjahre sind überschattet durch offen ausgetragene Feindseligkeiten zwischen dem Schützenverein und den Kirchen. Es dauerte lange, bis die Kirchen dem Schützenverein seinen Platz im dörflichen Leben zubilligten und das Recht, die Freizeit der Bürger mitzugestalten.
Bei dem heute herrschenden guten Einvernehmen kann man sich kaum vorstellen, daß das mal anders war.
Doch kehren wir zu dem chronologischen Ablauf der Ereignisse zurück. Zunächst sah es tatsächlich so aus, als habe man in Hermannsburg nur darauf gewartet, daß ein Schützenverein gegründet würde. Der Zulauf an Mitgliedern muß wohl den Vorstand veranlaßt haben, die Zukunft des Vereins etwas zu optimistisch zu sehen. Er ließ sich ermächtigen, mit der Mannheimer Versicherung über eine Haftpflichtversicherung für 100 Mann zu verhandeln. Man einigte sich dann aber doch erstmal bei 60 Schützen.
Das zeigt, daß der Schießbetrieb offensichtlich schon gut angelaufen war. Nachdem die ersten Schießübungen wohl noch recht primitiv mit einer geliehenen Büchse auf dem Hof von Heinrich Hiestermann stattgefunden hatten, verfügte der Verein schon 4 Wochen nach der Gründung über vier Gewehre. Diese Vorderlader gehörten den Herren Ritter, Babatz, Thies und Riechers. Dazu hatte man 300 Patronenhülsen, die dem Zeugmeister Kruse in Verwahrung gegeben wurden. Der kriegte für das Laden der Patronen 25 Pfennig das Stück und für das Laden der Büchsen 25 Mark für den halben Tag. Geschossen wurde irgendwo im Freien, in Lutterloh, in Misselhorn oder im Sunder.
Natürlich war das unbefriedigend, und der Verein war auf der Suche nach einem Grundstück für einen ordentlichen Schießstand. In Hermannsburg stieß er aus den erwähnten Gründen überall auf taube Ohren.
In dieser Situation machte der Hofbesitzer Heinrich Penzhorn in Misselhorn den Schützen das Angebot, auf seinem Grund und Boden Platz für einen Schießstand und ein Schützenhaus zur Verfügung zu stellen.
Der Weg nach Misselhorn war zwar weit. Auf der anderen Seite aber hatte dieser Standort den Vorteil, daß man in der Gemeinde Weesen dem "Machtbereich" des Hermannsburger Gemeindevorstehers entzogen war.
Woher kam nun das Geld, um das sich 2 Schatzmeister kümmern sollten? Jedes Mitglied zahlte ein Eintrittsgeld von 20 Mark und einen Jahresbeitrag von 24 Mark. Außerdem ging bei jeder Versammlung ein Hut herum. Die Sammelergebnisse sind oft in den Protokollen vermerkt, mal 72 Mark, mal 68 Mark usw. Sachspenden wurden natürlich auch gerne genommen und manchmal lobend erwähnt: "Zellstoff für die Scheiben von Ssymank und Sackleinen von Otto Hiestermann."
Riechers kaufte einen Zimmerstutzen und stellte ihn dem Verein zur Verfügung für eine Leihgebühr von 1 Mark pro Mann. Mit diesem Zimmerstutzen konnte man überall schießen, sogar auf der Kegelbahn des Gasthauses Heidehof.
Mit den größeren Kalibern gingen die Schützen dann nach Misselhorn, so auch mit der neu angeschafften Wehrmannsbüchse, einem Militärgewehr also. Damit wurde auf eine Entfernung von 175m auf eine 20er Ringscheibe geschossen. Die Schießbahn lief vom Stand aus parallel zur Straße Hermannsburg- Unterlüß in den Wald hinein und hatte am Ende eine primitive Anzeigerdeckung mit einem Erdwall.
Im März 1924 gab Herr Penzhorn die Genehmigung zum Bau eines Schießhauses. Dieses Holzhaus, das heute noch hinter dem Gasthaus Zur Heidschnucke in Misselhorn steht, ist das Ergebnis von vielen Stunden Arbeit der Schützen und Spenden. Es muß in Rekordzeit fertiggeworden sein, denn schon zum Schützenfest Ende Juli 1924 steht es in voller Schönheit als Kulisse auf der Gruppenaufnahme des Vereins.
Kann man sich einen Schützenverein ohne König und ohne Schützenfest vorstellen?
So plante also die Schützengesellschaft für die ersten Julitage des Jahres 1922 das erste Schützenfest in Hermannsburg und Misselhorn. Es sollte wirklich ein großes Fest werden, ein Paukenschlag sozusagen, ein tolles Debüt.
Infolgedessen wurde bald der halbe Verein für die Vorbereitungen mobilisiert. Es gab einen Festausschuß, eine Schießkommission, ein Empfangskomitee und sonstige Posten. Die Liste der eingeladenen Vereine gibt einen interessanten Einblick in das Vereinsleben in jenen Jahren.
Aus Hermannsburg selbst sollten kommen: zwei Kriegervereine, beide Turnvereine, der Radfahrerverein und der Gesangverein, dazu der Radfahrerverein aus Baven, zwei Kriegervereine aus Müden, Turnverein und Gesangverein Oldendorf, ferner zwei Vereine aus Unterlüß, drei aus Eschede, vier aus Eversen, vier aus Sülze, die Feuerwehren aus Beckedorf und Wohlde und aus Bergen "alles", was immer das heißen mag.
Das Empfangskomitee hätte alle Hände voll zu tun gehabt, wenn ... ja, wenn nichts dazwischengekommen wäre. Und dabei überstürzten sich die Ereignisse geradezu.
Keine 4 Wochen vor dem geplanten Schützenfesttermin schrieb der Hermannsburger Gemeindevorsteher Dehning an den Landrat in Celle jenen schon erwähnten Brief: " Das Vorhaben dieser paar Leute ( eben ein Schützenfest zu feiern -) findet nicht die Billigung der Einwohnerschaft. Sollten die Leute einen Umzug durch den Ort beantragen, so bitte ich, die Genehmigung nicht zu erteilen!" Gegen das eigentliche Schützenfest in Misselhorn konnte er nicht angehen, da es in der Gemeinde Weesen stattfinden sollte. Er konnte rechtlich nur gegen einen Umzug in Hermannsburg etwas unternehmen.
Da waren die Pastoren nicht so zimperlich!
Das Protokoll der Versammlung vom 16. Juni 1922 ist kurz und läßt die Dramatik nur ahnen.
Die Generalversammlung wurde um 8 1/2 Uhr eröffnet.
Ansprache des Vorsitzenden Herrn Hinze, danach Ausführung der vier Geistlichen.
Diese führten kirchliche Bedenken ins Feld und wiesen auf die Entnervung der Jugend durch Alkohol und Tanz hin.
Der Vertreter der Mission stellte auch Gegenmaßnahmen der Missionsschulen in Aussicht.
Aus der Versammlung konnten die treffenden Ausführungen nicht entkräftet werden.
Die öffentliche Aussprache wurde um 10 Uhr geschlossen.
Vereinsseitig waren anwesend:
(es folgen die Namen von 33 Schützenbrüdern)
Für den Fall, daß der eine oder andere Schütze bei dieser offenen Konfronta-
tion nun doch kalte Füße bekommen hatte, heißt es im übernächsten Satz des Protokolls: "Wer den Schützenausmarsch ohne triftigen nachgewiesenen Grund nicht mitmacht, ist aus dem Verein ausgeschlossen!"
Dann trifft die Antwort des Landrats ein. Er will das Fest nur genehmigen,
wenn es ein echtes Volksfest ist, das auch bisher schon in althergebrachter Weise gefeiert wurde. Das können die Schützen natürlich nicht nachweisen und beschweren sich beim Regierungspräsidenten in Lüneburg.
Die Beschwerde hat Erfolg, der Landrat ist vergrätzt, genehmigt aber das Fest ausnahmsweise und "lediglich mit Rücksicht darauf, daß seitens des Vereins alle Vorbereitungen getroffen sind, und um die Vereinsmitglieder vor großem pekuniären Schaden zu bewahren."
Drei Tage vor dem Fest beschließen die Schützen, den Ausmarsch fallenzulassen! Die Pastoren verfassen eine gemeinsame Erklärung, mit der sie "im Namen der Kirchenvorstände, als Freunde des Vaterlandes, als Christen und als Hermannsburger" vor der Teilnahme am Schützenfest warnen. Diese Erklärung wird von allen drei Kanzeln in Hermannsburg verlesen!
Wobei man wissen muß, daß es in Hermannsburg neben der Landeskirche noch zwei ev.- luth. Freikirchen gibt.
Das Schützenfest 1922 fand dann aber doch – weit weg – in Misselhorn statt. Erster Schützenkönig des jungen Vereins wurde Fahrradhändler Willi Wittmann. Er bekam einen schönen Orden und eine Königsscheibe, an der folgende Geschichte hängt:
Willi Wittmann wohnte zur Miete in der Billingstraße im Hause Eilers und hatte dort auf dem Hof eine kleine Werkstatt. Der Hausbesitzer wollten ihm aber nicht erlauben, die Königsscheibe an der Vorderfront des Hauses anzubringen. Voll Grimm hängte Wittmann die Scheibe über die Tür seiner Werkstatt und sagte: "Dann baue ich mir eben selber ein Haus!" Das tat er dann auch. Das Haus steht Billingstraße 50.
Das Jahr 1923 hatte gerade angefangen, da planten die Schützen schon das neue Schützenfest und setzten ein 10köpfiges Festkomitee ein.
Ab da wird es schwierig, sich aus den Protokollen ein Bild der Ereignisse zu machen. Es werden Beschlüsse gefaßt und wieder rückgängig gemacht, es werden Pläne gemacht und wieder verworfen. Mal soll ein Schützenfest gefeiert werden, mal soll nur ein Preisschießen veranstaltet werden.
Es sieht so aus, als seien die Schützen selbst uneinig gewesen und als ahnten sie, daß sich dunkle Wolken über ihnen zusammenzogen.
Aus diesen dunklen Wolken zuckte dann auch tatsächlich ein Blitz in Form eines Briefes der Hermannsburger Kirchenvertreter an den Landrat Heinichen in Celle. Da heißt es wörtlich: Alle Ernstgesinnten im hiesigen Umkreis sind entrüstet, daß man in dieser für unser Vaterland so namenlos schweren Zeit ein solch rauschendes Fest feiern will. Auch die einsichtigen Mitglieder der Schützengesellschaft waren dagegen, sind aber von junger vergnügungssüchtiger Majorität überstimmt worden.
Daher bitten wir Unterzeichnete, die landrätliche Erlaubnis für ein Schützenfest zu versagen. Wir würden uns sonst genötigt sehen, eine Protestversammlung einzuberufen, da wir unter keinen Umständen der Abhaltung eines Schützenfestes ruhig zusehen werden!
Die Unterzeichneten waren die Pastoren Ehlers, Werner und Dr. Prenzler und für die Missionsanstalt Georg Haccius.
Dieser Brief lag schon 4 Wochen auf dem Landratsamt, da kam überhaupt erst der offizielle Antrag des Schützenvereins auf Genehmigung des Festes. Das Programm dieses Festes war arg zusammengestrichen worden und stellte sicher den Versuch eines Kompromisses dar. Unterschrieben vom damaligen Vorsitzenden Hofbesitzer Heinrich Hiestermann sah die Festfolge für Sonntag, den 13. August 1923 so aus:
Morgens 6 Uhr Ausmarsch nach Misselhorn zum Schießen, um 9 Uhr Rückmarsch zum Vereinslokal, dann den hiesigen kirchlichen Verhältnissen entsprechend bis 3 1/2 Uhr Pause, hierauf Ausmarsch zum Königsschießen und Beginn des Tanzes im Zelt auf dem Hof des Vereinswirts.
Nun kam dem Landrat sicher höchst gelegen, daß wenige Tage vorher alle Versammlungen unter freiem Himmel einschließlich aller Umzüge durch einen Erlaß des Preußischen Minister des Inneren verboten worden waren. Einen besseren Grund, das Schützenfest zu verbieten, konnte er gar nicht finden.
Er konnte es sich aber nicht verkneifen, in einem Nachsatz darauf hinzuweisen, daß der Verlauf des Festes im vorigen Jahr (1922) den Beweis geliefert habe, daß es kein Volksfest war.
Das hätte er nicht tun sollen! Denn dagegen legte die Schützen wieder beim Regierungspräsidenten Beschwerde ein.
Der aber saß in Lüneburg weitab vom Schuß und forderte, um entscheiden zu können, nun Augenzeugenberichte aus Hermannsburg an. Und zwar mit der Überschrift: Eilt sehr! Frist 3 Tage!
Inzwischen war aber der ins Auge gefaßte Schützenfesttermin schon verstrichen. Am 15. August 1923 berichtete der Gemeindevorsteher Dehning dann in einem 3 Seiten langen, in akkurater deutscher Schrift verfaßten Brief an den Landrat zur Weiterleitung nach Lüneburg. Die verzierten und verschachtelten "behördendeutschen" Sätze ranken sich um folgende Kernpunkte:
Es bestand kein Anlaß zur Gründung eines Schützenvereins in Hermannsburg, da das Bedürfnis, die Schießkunst zu üben, durch 2 große Kriegervereine befriedigt wurde.
Der Schützenverein erfreut sich keines besonderen Ansehens.
Die Beteiligung der Bevölkerung an dem vorjährigen Versuch eines Schützenfestes war ganz kläglich.
Der Schützenverein hat keinen Rückhalt in der Bevölkerung.
Von einem Volksfest kann man nicht im geringsten sprechen.
Das Verbot des Schützenfestes ist hier allgemein freudig begrüßt worden.
Um diese Angaben richtig einordnen zu können, muß man hinzufügen, daß Georg Dehning nicht nur Gemeindevorsteher war, sondern auch Kirchenvorsteher der Großen Kreuzgemeinde und Mitglied des Missionsausschusses.
Der Landrat leitete diesen Bericht nach Lüneburg weiter und verteidigte sein Verbot des Schützenfestes. Dabei nahm er es dem Verein wirklich sehr übel, daß der nun schon zweimal gegen seine Anordnungen auf dem Beschwerdewege angegangen war, das zweite Mal sogar mit Hilfe eines Rechtsanwalts.
Es blieb bei dem Verbot, das Schützenfest 1923 durfte nicht stattfinden.
Aber irgendwie muß es doch über die Bühne gegangen sein, wenn auch ohne Umzug, sozusagen unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Es wurde auch ein König ausgeschossen. Albert Ehlers errang die Würde.
Und es entstand das erste Gruppenbild des Vereins, das überliefert ist.
Beim Betrachten dieses und auch der Bilder aus den folgenden Jahren drängt sich geradezu der Vergleich mit Familienfotos auf. Es war tatsächlich eine große Familie, die da zusammenkam. Die Anfeindungen in Hermannsburg, das Exil in Misselhorn... das schweißte zusammen.
Der Leser wird jetzt unschwer erraten können, was 1924 passierte.
Es liegen wieder zwei Briefe vom Gemeindevorsteher an den Landrat in den Akten, in denen dringend darum gebeten wird, keine Genehmigung zu einem Schützenfest zu erteilen.
Begründung wie bisher: Die Bevölkerung lehnt ein solches Fest ab, findet es unschicklich und nimmt daran Anstoß.
Diesmal aber mögen dem Landrat wohl Bedenken gekommen sein ob dieser penetranten Ablehnung. Denn jetzt forderte er von Oberlandjäger Riekmann – der örtlichen Polizeibehörde also – einen Bericht an.
In dem heißt es dann unter anderem wörtlich: Soweit festgestellt werden konnte, ist der Einspruch hauptsächlich von der Geistlichkeit, sowie von den Kirchenvorstehern und nicht von der Allgemeinheit erfolgt. Es ist eigentlich nicht recht verständlich, warum man gerade gegen die Abhaltung eines Schützenfestes, welches doch überall als Volksfest gefeiert wird, Einspruch erhebt. Der Schützenverein will durchaus nicht störend auf die kirchlichen Verhältnisse einwirken. So soll zum Beispiel der übliche Umzug unterbleiben. Der Verein will nur direkt vom Vereinslokal nach Misselhorn zum Festplatz marschieren. In Hermannsburg selbst würde somit kaum etwas von dem ganzen Schützenfest zu merken sein.
Dafür war in Misselhorn um so mehr vom Schützenfest zu merken. Aber es ist wohl noch verfrüht, schon von einem Volksfest zu sprechen.
Das Programm zog sich über 2 Tage hin und sah folgendermaßen aus:
1. Tag = Sonntag (es war der 27. Juli), 15 Uhr Antreten vor dem Vereinslokal Völkers Hotel zum Ausmarsch nach Misselhorn. Die Teilnahme war Pflicht. Drückeberger sollten vom Königsschießen ausgeschlossen werden!
Der Rest des Tages ging hin mit Volkspreisschießen und Tanz in der Scheune. Herren zahlten 2 Mark Tanzgeld, Damen 1 Mark.
Den besten Schützen winkten Geldpreise. Es waren 6 Preise im Gesamtwert von 40 Mark, gestaffelt von 15 Mark als erster Preis an abwärts.
2. Tag = Montag, 11 Uhr Antreten und Abmarsch mit Musik nach Misselhorn, wo um 12 Uhr das Essen stattfand. Es gab Suppe, Schweine- und Schmorbraten mit Beilagen für 1,50 Mark!
Der Festwirt hieß Kohlmeyer. Er mußte für die Musik 300 Mark und freie Verpflegung stellen.
Nach dem Essen war für die Vereinsmitglieder Preisschießen und Königsschießen. Dann die Proklamation des neuen Königs und die Preisverteilung.
Der König , es war Zahnarzt Kurt Giemenz, bekam 20 Mark Handgeld und als erster König die neue Kette, die der Verein kurz vorher für 186 Mark angeschafft hatte.
Diese Kette trägt heute noch jeder Schützenkönig. An ihr hängen silberne Wappenschildchen mit den Namen aller Könige seit dieser ersten Verleihung. Abends war wieder Tanz, diesmal zum verbilligten Tarif:
Herren 1,50 Mark und Damen 50 Pfennig.
Bald die Hälfte des Vereins war in irgendeiner Weise mit Planung und Organisation beschäftigt. Es gab Kommissionen für den Preiseinkauf, das Schießen, das Tanzen und das Kassieren.
Letzteres war nicht gerade das Unwichtigste. Denn der Verein lebte nicht nur von den Mitgliedsbeiträgen. Der Verein hatte um jene Zeit etwa 70 Mitglieder, jeder zahlte 1 Mark im Vierteljahr. Dieser Beitrag blieb 13 Jahre lang stabil und wurde dann auf 1,50 Mark im Quartal erhöht!
Da mußte also schon beim Schützenfest nach Abzug aller Kosten was übrigbleiben. Hofbesitzer Penzhorn bekam immerhin 100 Mark im Jahr als Pacht für die Scheune und den Platz für die Buden und Stände.
So wurden die Feste meistens an den höchstbietenden Gastwirt verpachtet. 1925 zahlte Dietrich Kuhlmann z.B. dafür 430 Mark an den Verein.
1926 richtete Albert Ehlers das Fest aus und zahlte 400 Mark, 1927 war wieder Kuhlmann dran, zahlte 150 Mark, stellte aber noch 8 Mann Musik mit freier Verpflegung. Vielleicht ist auch manchmal beim Preisschießen oder den Eintrittsgeldern was übriggeblieben.
Oberlandjäger Riekmann berichtete später dem Landrat: Das Schützenfest ist ruhig verlaufen und war an beiden Tagen gut besucht.
Im Jahre 1926 kam es dann noch einmal zu einer Intervention der Kirchen gegen das Schützenfest.
In einem gemeinsamen Brief wandten sich der Superintendent und die Pastoren der 3 Kirchengemeinden an den Landrat: "Ein großer Teil der Bevölkerung nimmt an derartigen Festen Anstoß, da sie dem Hermannsburger Geist und der von Louis Harms überkommenen Tradition nicht entsprechen. Wir haben nichts gegen das Wettschießen, wohl aber gegen die sich anschließende Festlichkeit, zumal wenn der Sonntag dadurch gestört wird." Folglich baten sie darum, wenn es schon nicht möglich sei das ganze Fest, so doch wenigstens den Umzug zu verbieten.
In Hermannsburg fand nämlich am 11.7.1926 auch eine Tagung des Ev.-luth. Schulvereins statt , und sie befürchteten eine Störung des Gottesdienstes, wie es im vorigen Jahr vorgekommen war. Das bestätigte auch der Gemeindevorsteher.
Der Schützenverein verpflichtete sich bei Gendarm Riekmann, an allen Kirchen still und ohne Musik vorbeizumarschieren. So geschah es auch.
Damit soll dieses Kapitel in der Chronik abgeschlossen werden.
Man lernte in Hermannsburg mit der Zeit, miteinander zu leben und sich gegenseitig zu respektieren. Aber auch in der großen Politik ist es manchmal ein weiter Weg vom Waffenstillstand über einen Friedensvertrag bis zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen und der Entsendung von Botschaftern. Diese Entwicklung war auch hier vorgezeichnet, selbst wenn es noch 35 Jahre dauern sollte, bis ein Pastor der Landeskirche die Einladung zum Schützenfest spontan annahm und dabeisein wollte, wenn seine Gemeindeglieder feiern. Man solle dankbar sein, sagte er, daß es so ein Volksfest gebe, das zum Charakter und zum Wesen heimattreuer niedersächsischer Menschen paßt, zum ihrem Deutschsein und Christsein! (Ulrich Reymann, 1961)
Drei Jahre später stellte ein anderer Pastor Missionsfest und Schützenfest auf eine Stufe als die beiden großen Feste, an denen das Dorf als Ganzes teilnimmt.
Er sei froh, die alte "stachlige Geschichte" zwischen Kirche und Schützen nicht genau zu kennen, er wolle sich unbelastet amüsieren. (Dr. Harm Alpers, 1964)
Schützenfeste und Vereinsleben 1927 bis 1933
Aus der Reihe der Schützenfeste können wir 1927 als bemerkenswert bezeichnen. Da wurde die erste Vereinsfahne geweiht.
Es existiert ein Bild von diesem festlichen Ereignis. Es zeigt die vor Völkers Hotel angetretenen Schützen, die Gastvereine und Ehrengäste. Auf den Stufen vor dem Hoteleingang Major von der Gröben und vor ihm zwei Fahnengruppen.
Diese Fahne war dem Verein im April übergeben worden als " von einem ungenannten Spender gestiftet"! Laut Protokollnotiz wurde dem Anonymus ein dreifaches Horrido ausgebracht.
Aber dann kam es wohl doch zu einem großen Rätselraten und zu versteckten Hinweisen auf den Spender. Jedenfalls wurde noch auf derselben Versammlung das Geheimnis gelüftet.
Das Protokoll hat einen Zusatz:" Die Fahne wurde nicht durch Otto Hiestermann alleine gestiftet, sondern auch von den Schützenbrüdern Heinrich Hiestermann (Brandsbur) , dem ehemaligen König Hohmann und Ernst Hiestermann."
Diese Fahne ist dem Verein vorangetragen worden in guten und schlechten Zeiten. Sie hat lustig geflattert bei klingendem Spiel der Musik im Schützenumzug, und sie hat sich gesenkt über den Gräbern verstorbener Schützenbrüder.
Allein August Kuhlmann hat sie 25 Jahre lang getragen.
1971 hatte die alte Fahne ausgedient. Der Verein schaffte eine neue an und gab der alten einen Ehrenplatz hinter Glas im Schützenhaus. Sie zeigte auf der einen Seite auf grünem Grund als Emblem einen fliegenden Adler über einer Ringscheibe und die Inschrift: Schützengesellschaft Hermannsburg und Umg. e.V. und die Jahreszahl 1927.
Auf der anderen Seite sind auf beigem Grund zwei verschlungene Hände zu sehen, eine schwarz-weiß-rote Schleife mit Eichenblättern und die Inschrift: In Treue fest in schwerer Zeit!
Der vorhin erwähnte Major von der Gröben stand später noch oft vor der Front der Schützen. Von 1935 bis 1949 war er Vereinsvorsitzender. Er war mit der Familie von Reden in Oldendorf verwandt, kam als entlassener Offizier aus dem 1. Weltkrieg nach Hermannsburg und wohnte hier zuerst in der Villa Celler Straße 45. Er gehörte schon bald zum erweiterten Vorstand und war sicher der "militärische Berater" des Schützengesellschaft und zuständig für Fragen der Uniformierung und des Zeremoniells.
Die Fahnengruppe und der Vorstand waren damals schon einheitlich gekleidet. Ab Februar 1928 trugen sie sogar Achselschnüre. Bei den anderen Schützen ging das langsamer, obwohl man natürlich bestrebt war, die Zugehörigkeit zum Schützenverein auch äußerlich zu dokumentieren.
Die ersten Utensilien der Schützenkleidung waren Hut und Abzeichen, die "Herrenausstatter" Babatz lieferte. Erst 1924 wurde auf einer Versammlung darüber gesprochen, ob man nicht einheitliche Joppen anschaffen sollte. Und Schneidermeister Kruse bot Schützenröcke zum Preise von 28 und 38 Mark an – auch auf Abzahlung!
So zeigen denn auch die ersten Gruppenaufnahmen des Vereins die Herren teils in jagdlicher Kleidung, teils im Sonntagsanzug mit Vatermörderkragen und Fliege, mit Weste und Uhrkette.
Aber es gibt auch andere Bilder, wie zum Beispiel das historische Foto von 1927. Da stehen wohl 60 Schützen vor Völkers Hotel angetreten in Reih und Glied, fast alle mit schwarzen Hosen und Schützenröcken und -hut. Zumindest die Schützen im ersten Glied haben das Holzgewehr präsentiert, der Oberschützenmeister hat den Degen gesenkt, die Kapelle spielt, man hört förmlich den Präsentiermarsch und kann sicher sein: hier führt ein alter Offizier das Kommando!
Schießauszeichnungen und Schützenschnüre wurden wie selbstverständlich auch an der zivilen Kleidung getragen. Sie wurden – so hatte es sich langsam eingebürgert – nach Ankunft des Ausmarsches am Sonntag in Misselhorn verliehen.
Die ausgiebige Berichterstattung über Spaß und Freude bei Schützenfesten sollte uns nicht vergessen lassen, daß diese Feste zwar Höhepunkte im Schützenjahr waren, aber doch das sportliche Schießen immer im Mittelpunkt der Vereinsarbeit stand.
In der Tat trainierten die Hermannsburger Schützen regelmäßig und eifrig. Es wurden häufig Preisschießen veranstaltet. 1921 war mal ein lebender Hammel der Hauptpreis, später häufig ein Fahrrad. Mindestens 6 mal im Jahr mußte jedes Mitglied beim Übungsschießen mitmachen. Das wurde in ein Schießbuch eingetragen. Als Anreiz für gute Leistungen gab es silberne Löffel.
Schon frühzeitig nahmen Hermannsburger Schützen an überregionalen Wettkämpfen teil. So konnte man im Berger Boten im September 1927 lesen: Bei dem Schießen in Hannover konnte der Hermannsburger Schützenverein ruhmbedeckt den Heimweg antreten, und zwar errang Schützenbruder Albert Ehlers trotz größter Konkurrenz den zweiten Preis, während Schützenbruder Heinrich Möller den sechsten Preis erringen konnte. Den wackeren Schützen ein kräftiges "Gut Schuß"!
Leider ist nicht ersichtlich, was für ein Schießen das war.
Einmal im Jahr wurde das Schießen für Schützenschnüre und Eicheln durchgeführt. Diese Auszeichnungen waren beliebt, erforderten aber eine gewisse Vielseitigkeit. Geschossen wurde mit Kleinkaliber auf 50m in den Anschlagsarten liegend, kniend und stehend.
Schnüre und Eicheln konnten nur in bestimmter Reihenfolge erworben werden: erst die grüne Schnur, dann erste, zweite und dritte grüne Eichel, dann die silberne Schnur mit erster, zweiter und dritter silberner Eichel usw. Die Bedingungen änderten sich im Lauf der Zeit. Meistens galt eine bestimmte Mindestringzahl als Qualifikation. Dann wurden je nach Beteiligung an die zwei oder drei Besten Schnüre, bzw. Eicheln verliehen.
Über diese Schießauszeichnungen informierte sogar regelmäßig die Cellesche Zeitung in den Berichten über das Hermannsburger Schützenfest mit Namensnennung und Ringzahl.
Aber auch über das Preisschießen wurde eingehend berichtet. Zum Beispiel werden 1932 in der CZ die 20 besten Schützen des Volkspreisschießens namentlich mit Ringzahl genannt. Das liest sich dann so:
1. Oberfeldwebel Krahlmann aus Munster 55 Ring
2. Unteroffizier Trebing, Munster 54 Ring
3. H. Behrens, Dohnsen 53 Ring
4. Theo Babatz, Hermannsburg 53 Ring
5. Heinrich Scheller, Hermannsburg 53 Ring
6. August Meyer, Weesen 53 Ring usw. bis endlich
20. Otto Siekmann, Hermannsburg 48 Ring.
Weiter wörtlich: Herr Major von der Gröben nahm die Verteilung vor. Der erste Preis war ein Ballon- Herrenfahrrad, für den Einsatz von 1,30 Mark errungen, denn der Schütze hat nur einen Satz geschossen. Ein dreifaches Horrido bekamen die 3 besten Schützen. Der Gewinner des ersten Preises mußte im Saal eine Ehrenrunde fahren. Der Betrieb im Saal war beinahe beängstigend, es war nicht Platz genug, so groß war der Andrang. Unter allgemeine Fröhlichkeit nahm der erste Schützenfesttag sein Ende.
Wer beim Jahresschießen (Schnur und Eichel) oder beim Preisschießen auf die Siegerlisten kommen wollte, der mußte schon schießen können. Beim Königsschießen aber brauchte der Schütze – damals wie heute – außer dem Können noch das berühmte Quentchen Glück.
Die Hermannsburger haben die Königswürde von Anfang an ehrlich ausgeschossen und nicht etwa "ausgeguckt", wie das wohl hie und da üblich gewesen sein soll. Wer den besten Schuß auf der Scheibe hatte, war König. Es gab einen Probeschuß, der angezeigt wurde.
Es sollte auch jeder Schützenbruder ohne Rücksicht auf seine finanzielle Lage die Chance haben, ein Jahr lang als König den Verein zu repräsentieren, im Mittelpunkt zu stehen und auch mal "einen auszugeben".
So wurde schon im Herbst 1924 eine Schützenkönigsversicherung eingeführt. Jedes Mitglied zahlte 3 Mark im Jahr. Dieses Geld sollte für Frühstück und Kinderbelustigung ausgegeben werden. Darüber hinaus bekam der König etwa ab 1929 noch 150 Mark als Handgeld zu seiner persönlichen Verfügung, also sozusagen als Aufwandsentschädigung, die er möglichst "zum Besten der Vereinsmitglieder verwenden soll".
Was darunter zu verstehen war, wurde 1935 präzisiert: Der König stellt das Katerfrühstück und die Getränke beim Anbringen der Königsscheibe an seinem Haus.
Es gab noch ein Ereignis, bei dem der König im Mittelpunkt stand: das Wintervergnügen. Das war aber eine vereinsinterne Angelegenheit.
Das erste Wintervergnügen fand im November 1922 bei Schützenbruder Heinrich Thies im Hotel Heidehof statt. Es begann um 7 Uhr abends. Bis zur Kaffeetafel um Mitternacht wurde "nach einer aushängenden Tanzordnung" getanzt. Vermutlich waren das Ehren- und Pflichttänze. Anschließend dürfen wir wohl einen lockeren inoffiziellen Teil vermuten.
Das Wintervergnügen 1925 begann zum Beispiel mit einem gemeinsamen Essen. Es gab Suppe, Schweine- und Kalbsbraten und Kompott für 3,50 Mark! Eine 2- Mann- Kapelle machte Musik, die Kosten teilten sich der Verein und der Wirt, es war wieder Heinrich Thies.
So ist immer wieder vom Geld die Rede. Es wurde schon erwähnt, daß die Schützenfeste auch eine Einnahmequelle der Vereins waren und deshalb an die meistbietenden Gastwirte verpachtet wurden.
1930 richtete Heinrich Penzhorn das Fest aus, bezahlte alle Steuern und Abgaben und gab den Schützen samt ihren Damen ein Gratisfrühstück. Diesmal bezahlte der Verein die Musik, zog aber die Tanzgelder ein und das Platzgeld für die Buden und Karussells. Nur die Würstchenbude blieb dem Wirt.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich nämlich auf dem Misselhorner Hof ein richtiger Rummelplatz. In den Zeitungsberichten ist die Rede von Kuchenbude, Spielwarenstand, Kettenkarussell, Eiswagen, "Haut den Lukas", auch mal einer Berg- und Talbahn, einem Pferdekarussell, einer Schießbude.
Anscheinend waren dann beide Seiten – Wirt und Verein – mit dieser Regelung so zufrieden, daß die Schützen im Mai 1931 die nächsten 10 Schützenfeste an Heinrich Penzhorn verpachteten! Gegen eine einmalige Zahlung von 1.000,- RM!
Die Bedingungen waren im Wesentlichen die des Schützenfestes von 1930, das Platzgeld von den Schaustellern bekam jetzt aber der Wirt, dafür trug er die Kosten für Verpflegung und Übernachtung der Musik. Der Verein verpflichtete sich, die Mehrkosten zu tragen, wenn die Verlängerung der Polizeistunde 40 Mark übersteigen sollte. Man konnte ja nie wissen ...!
Das Studium der Finanzlage des Vereins in jener Zeit weckt den Verdacht, daß nicht allein die Bequemlichkeit ausschlaggebend war, als man die Schützenfeste für 10 Jahre im Voraus vergab. Die 1.000,- RM wurden dringend gebraucht!
Anfang 1929 hatte der Verein über 2.300,- RM Bankschulden. Eine Menge Geld, wenn man bedenkt, daß die Schützenfeste durchschnittlich nur 100 bis 200 Mark Überschuß in die Vereinskasse brachten. Man wollte diese Schuld durch eine Umlage in Höhe von 30 Mark pro Mitglied abdecken. Es müssen demnach 80 bis 100 Mitglieder gewesen sein.
Diese Schulden resultierten wohl nicht allein aus dem Bau des Schießstandes und dem laufenden Schießbetrieb, sondern auch aus erheblichen Beitragsrückständen und einer schlechten Zahlungsmoral der Schützenbrüder! Es muß leider gesagt werden: in fast jeder Versammlung wurde Klage geführt über die Rückstände bei den Beiträgen, Königsgeld oder Umlagen. Mal wurde den säumigen Zahlern eine letzte Frist gesetzt, dann wieder eine allerletzte, mal sollten die Gelder durch einen Kassierer abgeholt werden, dem dabei ein "Hebegroschen" zustand. Mal wurde den Restanten mit dem Ausschluß aus dem Verein gedroht, mal durfte der säumige Schützenbruder nicht am Königsschießen teilnehmen, mal sollte sein Name auf der Generalversammlung bekanntgemacht werden.
Im Jahre 1931 wurde beispielsweise beschlossen, die rückständigen Beiträge aus 1928 und 1929 (!!) durch Zahlungsbefehl einzutreiben. Es muß schlimm gewesen sein.
Was die geplante Umlage betrifft, so sollte es jedem Schützenbruder freigestellt sein, die 30 Mark sofort zu zahlen und dann nur noch einen formalen Beitrag von 1,- RM pro Jahr oder aber die vollen 11,- RM Beitrag solange weiterzuzahlen, bis die Bankschulden nebst Zinsen beglichen waren. Das Königsgeld von 3,- RM wurde davon allerdings nicht berührt.
Die Schützengesellschaft im Dritten Reich
1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland.
Die Auswirkungen der "neuen Zeit" wurden auch bald im Vereinsleben der Schützengesellschaft spürbar.
Grundsätzlich erfreuten sich alle Vereine, die Sport und körperliche Ertüchtigung betrieben, des Wohlwollens der braunen Machthaber. Und ganz besonders die Schützenvereine, die Wehrhaftigkeit und Heimattreue auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Aber sie mußten sich einordnen und gleichschalten lassen.
Die Eigenständigkeit ging nach und nach verloren. Dem Sprachgebrauch der Zeit entsprechend hieß es jetzt in den Protokollen Kamerad statt Schützenbruder, und der 1. Vorsitzende hieß Vereinsführer.
Es kamen Befehle "von oben". Die Schützen mußten zur Saarfeier und anderen nationalen Gedenktagen antreten. Statt des Preisschießens wurde ein "Opferschießen" zugunsten des WHW (Winterhilfswerk) durchgeführt. Die Preise dafür wurden von den Geschäftsleuten "gestiftet". Eine Anordnung besagte: Der Ertrag ist vollständig abzuführen.
Mindestens 51% der Schießübungen mußten jetzt mit der Wehrmannsbüchse geschossen werden. So wurde aus dem sportlichen Schießen eine vormilitärische Ausbildung.
Auch hatte der Verein nicht mehr allein das Sagen im Schießstand. Sicher waren auch früher schon befreundete schießsporttreibende Vereine Gäste auf dem Stand gewesen, aber jetzt wurde Pflichtschießen für die SA und die SS befohlen. Beim WHW- Schießen übernahm die SA die Regie, später eine eigene WHW- Ortsgruppe.
Die Eintrittspreise beim Schützenfest waren jetzt wie folgt unterteilt:
Herren 1,50 Mark
Damen 1,- Mark
Arbeitsdienst, SA, SS, Wehrmacht in Uniform 1,- Mark
. 1937 mußte der Verein dem Reichsschützenverband beitreten und alle Schützen als Vollmitglieder melden, die am Schützenschnurschießen teilnehmen. 1939 mußte der Verein auch geschlossen dem Reichsbund für Leibesübungen beitreten. Die Versammlungen endeten mit dem üblichen Sieg- Heil- Rufen, und beim Schützenfest wurde nach dem Deutschlandlied noch das Horst- Wessel- Lied gesungen.
Trotz allem: die Schützenfeste waren jetzt wirkliche Volksfeste! Man amüsierte sich, wo man konnte!
Nach wie vor begann ein Schützenfest am frühen Nachmittag des Sonntags mit dem Ausmarsch nach Misselhorn. Antreten war vor Völkers Hotel, welches 1934 offiziell zum Vereinslokal bestimmt wurde. Dort sollten in Zukunft alle Versammlungen stattfinden. Die einzelnen Ausschüsse aber hielten ihre Sitzungen wechselnd in den anderen Gaststätten ab, bei Kuhlmann oder Gebers, in der Bahnhofsgaststätte oder im Hotel Heidehof.
Wie alte Bilder zeigen, standen die Schützen in Reih und Glied mit den geschulterten Holzgewehren, bereit zur Abnahme der Front durch den Oberschützenmeister und den König.
In Misselhorn fand dann das Volkspreisschießen statt. Ab 1934 war es ein echtes Volksschießen, an dem die Schützenbrüder nicht teilnehmen durften. Zu Recht war bemängelt worden, daß die geübten Schützen den Zivilisten die besten Preise vor der Nase wegschossen. Diese Trennung zwischen Vereins- und Volkspreisschießen ist seitdem beibehalten worden.
Die Besucher, jetzt Volksgenossen genannt, amüsierten sich derweilen auf dem Rummelplatz oder beim Tanz im Saal, wo dann auch am Abend die Preisverteilung war.
Der zweite Tag des Schützenfestes, der Montag, ist seit jeher der Tag der Schützen gewesen. Zum Katerfrühstück beim alten König gab es sauren Hering und Brötchen, später wohl auch mal Mett und Wurst. So gestärkt zogen die Schützen nach Misselhorn zum Königsschießen und zum Festessen mit Damen und Gästen.
Der neue König wurde von einer Abordnung des Vereins mit Musik nach Hause gebracht. Das Scheibenannageln wurde zu einem improvisierten Straßenfest für Freunde und Nachbarn. Da feierte wirklich eine große Familie, in der jeder jeden kannte.
Von dieser Familie ist folgendes überliefert: Als der ganze Verein einmal bei einem Schützenkönig anrückte, um die Scheibe anzunageln, löste dieses Ereignis bei dessen Frau nur Schreck und Trauer aus. Sie hatte nämlich kein Ballkleid für die zu erwartenden Festlichkeiten und Tanzvergnügen, bei denen sie mit ihrem Mann im Mittelpunkt stehen sollte. Da nahm Theo Babatz sie mit in seinen Laden, zeigte ihr die Kleiderständer und sagte nur: "Such Dir eins aus!"
In Misselhorn selbst war dann das Preisschießen für die Mitglieder der Schützengesellschaft, Tanz und Stimmung bis in die Nacht. Die Polonäse ging aus dem Saal raus über den Hof, durch die Scheune und durch die Küche wieder rein. Besonderer Beliebtheit erfreute sich bei den Tänzen "der Bunte".
Wer nun meint, das sei genug gewesen des Vergnügens, der irrt. Am Sonntag nach dem Schützenfest war Nachfeier! Mit Preisschießen und Tanz in Misselhorn wieder unter großer Beteiligung der Hermannsburger.
Im Programm des Schützenfestes 1937 wird zum ersten Mal die Fliegerhorstkapelle Faßberg erwähnt. Sie führte den Schützenumzug an, spielte abends zum Tanz auf und konzertierte während des Festessens am Montag. Auch bei der Nachfeier war sie dabei, bestritt also komplett den musikalischen Teil dieses und der folgenden Schützenfeste.
Die Musiker waren aber nicht die einzigen aus Faßberg. Es kamen auch junge Leutnants von der neuen Luftwaffe in schicker Ausgehuniform und mit weißen Glace- Handschuhen, die sie auch beim Tanzen anbehielten! Es dauerte nicht lange, da stieg die Nachfrage nach weißen Glace- Handschuhen im Laden von Hut- Peters stark an. Und die Käufer waren jüngere Schützenbrüder!
Über die letzten Schützenfeste vor dem Krieg berichteten ganz besonders ausführlich und geradezu begeistert zwei Blätter: die Heiderundschau, eine Sonnabendsbeilage der Celleschen Zeitung für den nördlichen Landkreis und Der Bote aus dem ehemaligen Amte Bergen, vereinigt mit Hermannsburger Zeitung, die in Bergen erschien.
Nicht nur über die Schützenfeste berichteten diese Zeitungen, sondern auch über Vereinsversammlungen, Preisschießen usw.
Im Jahre 1938 wurde zum ersten Mal ein Kinderschützenfest veranstaltet und dazu der Sonnabend mit in das Programm genommen. Der Verein bildete einen Ausschuß für die Kinderbelustigung, der sich allerhand einfallen ließ, um Jungen und Mädchen bis zum 14. Lebensjahr zu beschäftigen.
Die Jungen hatten blumengeschmückte Holzgewehre und die Mädchen Blumenbogen, als sie sich vor Völkers Hotel versammelten, um von der Fliegerhorstkapelle Faßberg nach Misselhorn geführt zu werden. Während die größeren Jungen auf dem KK- Stand einen Kinderschützenkönig ausschossen, machten die Mädchen Ballwerfen, Eierlaufen, Sackhüpfen und andere Spiele. Peter Hiestermann war der erste Kinderkönig. Im Kaffeehaus war Kindertanz und Preisverteilung, wobei jedes Kind etwas bekam. Mit einem Lampion- und Fackelzug ging es beim Dunkelwerden wieder zurück ins Dorf.
1939 wurde in Hermannsburg das letzte Schützenfest gefeiert. Mit Beginn des Krieges lichteten sich die Reihen der Schützenbrüder durch Einberufung zum Wehrdienst.
Das Vereinsleben schlief langsam ein.
Das letzte Protokoll einer Schützenversammlung ist vom 23. Juni 1940.
Oberschützenmeister Major a.D. von der Gröben wies in einer Ansprache auf die geschichtlich große Zeit hin, in der man lebte, und die Schützen erhoben sich zur Gefallenenehrung.
Es wurde noch beschlossen, am 21. Juli 1940 einen "Kriegskönig" auszuschießen. Es ist unklar, ob es dazu noch gekommen ist.
Die Folgeseite ist aus dem dicken Protokollbuch herausgerissen worden.
Das nächste Protokoll datiert vom 23. Juli 1949 und ist überschrieben:
Nach einer Pause von 8 Jahren
Neubeginn nach dem Kriege
Das erste Protokoll nach dem Kriege ist überschrieben: "Nach einer Pause von 8 Jahren." Wir erinnern uns der letzten herausgerissenen Seite aus dem Protokollbuch. Es muß also 1941 zumindest noch eine Versammlung stattgefunden haben.
Am 23. Juli 1949 trafen sich im Gasthaus Hermann Thies 27 Schützenbrüder zur ersten Generalversammlung unter Vorsitz des Herrn von der Gröben. Noch vor der eigentlichen Tagesordnung gab es eine Abstimmung über die Frage, ob der Verein in der alten Form weiterbestehen und auch in der alten Form weitergeführt werden sollte.
Viele Vereine, die nach dem Kriege wieder auferstanden, mußten wohl erstmal weltanschaulichen Ballast über Bord werfen und vielleicht auch die Führung entnazifizieren. Die Hermannsburger Schützen sahen weder in der einen noch in der anderen Richtung da Handlungsbedarf und beschlossen, unverändert weiterzumachen, wo der Krieg dem Vereinsleben ein Ende bereitet hatte.
Es wurden auch schon gleich 4 neue Mitglieder aufgenommen und dann ein Festausschuß eingesetzt, der mit einer Frist von nur 8 Tagen das erste Nachkriegs- Schützenfest organisieren sollte. Der Ausdruck Schützenfest ist maßlos übertrieben für diese Veranstaltung, die auf einen halben Tag beschränkt war.
Die britische Militärregierung hatte zwar im Frühjahr 1949 das generelle Vereinsverbot aufgehoben, es bestanden aber noch das Waffenverbot und das Verbot jeglicher Umzüge in Uniform, mit Fahne und Musik. In Einzelfällen genehmigte die Militärregierung Schützenfeste und auch das Ausschießen von Königen. Das mußte allerdings mit einer Armbrust oder mit einer Luftbüchse an einer Schießbude auf dem Festplatz geschehen. Tatsächlich hatten die Schausteller schon früh Genehmigungen für das Blumenschießen bekommen. So war es auch in Hermannsburg.
Im Programm für Sonntag, den 31.7.1949 hieß es:
Kein Ausmarsch, Beginn 14 Uhr für Schützen, ab 16 Uhr öffentlicher Tanz in Misselhorn. Trotz aller Einschränkungen muß dieses "Schützenfest" gut besucht und einträglich gewesen sein. Die Vereinskasse strich einen Überschuß von 650,- DM ein. Der erste Schützenkönig nach dem Neubeginn war Edwin Deutgen. Das "Königsschießen" war schon im Gange ... an der Schießbude von Wilhelm Wiesehomeier mit einem alten Luftgewehr auf kleine Jahrmarktscheiben, als man ihn fragte : "Willst Du nicht mitschießen ? Dann mußt Du aber noch schnell in den Verein eintreten !"
Gesagt – getan ... und 5 Minuten später war er der Schützenkönig ! Nun, diese Königswürde war wenigstens mit einem Gewehr, wenn auch auf etwas abenteuerliche Weise ausgeschossen worden. Andere Vereine ermittelten in jener Zeit ihre Könige durch Auskegeln oder Vogelwerfen !
Edwin Deutgen benahm sich am Ende seiner Regierungszeit wenig königlich. Auf dem Marsch zum Schützenplatz riß er aus einem Vorgarten einen Rhabarberstengel ab und schwenkte ihn übermütig. Da nannten ihn die Kinder "Rhabarberkönig" und tanzten solange um ihn herum: "das kostet aber eine Runde !" – bis ihm der Ulk zuviel wurde und er sich freikaufte mit einer Runde Negerküsse am Süßwarenstand von Frau Wiesehomeier.
Rhabarberkönig war aber nicht sein offizieller Name.
In Hermannsburg erhalten alle Schützenkönige ihren Namen, mit dem sie in die Vereinsgeschichte eingehen, erst am Ende ihrer Regierungszeit. Wie diese Tradition entstanden ist, ist unklar. Vielleicht wollte man erst sehen, wie ein König herrscht, wo seine Stärken und seine Schwächen sind.
Edwin Deutgen wurde "das offene Auge" getauft. Er war nämlich Fotografenmeister. Er sah alles und hielt alles im Bild fest. Er war sozusagen der Hof- Fotograf der Schützengesellschaft.
Das letzte Schützenfest in Misselhorn war 1950. Es war auch sonst ein bedeutsames Jahr.
Im Februar legte Major von der Gröben aus Altersgründen sein Amt als Vorsitzender nieder. Der Verein verabschiedete ihn mit dem Titel Ehren- Oberschützenmeister und wählte Bruno Hermsdorf zum neuen Vorsitzenden. Die Gaststätte Gebers wurde Vereinslokal ... und die SG bereitete ihren Umzug nach Hermannsburg vor. Siehe das Kapitel: Der Bau des Schützenhauses.
Vom Schützenfest 1950 blieb für die Vereinskasse allerdings nicht viel übrig. Laut Protokoll waren es nur 43,50 DM. Eigentlich auch kein Wunder, wenn man eine 10 Mann starke Kapelle für 3 Tage verpflichtet und dafür schon 1.000,- DM bezahlt ! Einige Schützenbrüder behaupten, es sei am Essen gespart worden. Die Fleischportionen seien schon beim Servieren immer kleiner geworden und dann ganz weggefallen, sodaß die letzten Tische zur Schlachterei Gebers schickten, 15 Kilo Thüringer Mett holten und sich selbst versorgen ! Dieses knappe finanzielle Ergebnis veranlaßte dann auch den Festwirt 1951 (Gebers ), die Bewirtschaftung nur dann zu übernehmen, wenn der Verein bei einem eventuellen Defizit eine "Selbstbeteiligung" von 300,- DM tragen würde. Diese Vorsichtsmaßnahme erwies sich als überflüssig: es war ein tolles Schützenfest, es wurde als das beste bisher bezeichnet und erbrachte einen Überschuß von 500,- DM.
Es war das erste Schützenfest innerhalb der Gemeinde Hermannsburg, allerdings noch nicht auf dem dafür vorgesehenen Platz, sondern in der Scheune des Sägewerks Meyerhoff " auf dem Maschinenberg", wie die Hermannsburger sagten, und in einem großen Festzelt.
Ab 1952 fanden dann alle Feste auf dem Schützenplatz statt und hatten im Lauf der Zeit ein Standardprogramm sozusagen entwickelt. 1952 fand das Schützenfest auch erstmals am ersten Sonntag im August statt. In früheren Jahren wurde der Termin jährlich neu festgelegt, war mal im Juni, mal im Juli, oft auch zu Pfingsten. Auf der Generalversammlung 1955 wurde dann der Beschluß gefaßt, das Schützenfest ein für allemal am ersten Sonntag im August zu feiern (und das Wintervergnügen am ersten Sonnabend im Februar).
Das 1938 zum ersten Mal in das Programm aufgenommene Kinderschützenfest behauptete seinen Platz am Sonnabend des Festverlaufs. Nach wie vor gab es einen Ausschuß für die "Kinderbelustigung", und der hatte sogar einen Etat für Lose, Würstchen und Freifahrten auf dem Karussell.
Die Kleinsten hatten schon Wochen vor dem Fest mit ihrer Kindergärtnerin Tante Christel Arnolds farbige Kränze, Mützen aus grünem Kreppapier und Holzgewehre gebastelt, sodaß eine bunte ausgelassene Schar auf dem Schützenplatz eintraf. Da hatten dann "Onkel Karl" (Rosenbrock) und "Onkel Hermann" (Ehlers) ihre liebe Not, das lustige Treiben zu lenken – trotz jahrelanger Erfahrung in diesem Metier. Es dauerte dann auch nicht lange, daß der Verein Tante Christel offiziell bat, "an der Verschönerung des Sonnabends" mitzuwirken. Das tat sie dann auch und brachte neue Ideen mit .... und auch eine gewisse Autorität.
Im Jahre 1952 trat der Schützenverein dann auch in den Dienst des Fremdenverkehrs ! Ein langer Schützenzug marschierte mit Musik zum Bahnhof, wo 140 Gäste aus dem Ruhrgebiet mit einem Sonderzug der OHE (Osthannoversche Eisenbahn) eintrafen. Der Vorsitzende des Verkehrsvereins (und Schützenbruder) Herbert Menzel und der Gemeindedirektor (und zweiter Vorsitzender der SG) Hermann Springhorn begrüßten die Gäste, die ob dieses unerwarteten Empfangs begeistert waren und dann natürlich kräftig mitfeierten. Diese originelle Art des Empfangs am Urlaubsort ist noch oft praktiziert worden, wenn gerade zur Schützenfestzeit Sonderzüge ankamen. 1953 wurden auf diese Weise wieder 100 Gäste willkommen geheißen, 1955 sogar 400 Gäste aus Berlin, Hamburg und Nordrhein- Westfalen.
Das Marschieren spielte bei jedem Schützenfest eine große Rolle. Die Ausmärsche der Schützen nach Misselhorn in der Vorkriegszeit hatten ja immer etwas Militärisches an sich gehabt. Daraus waren jetzt richtige Festumzüge geworden, begleitet von Beifall und launigen Zurufen aus der Zuschauermenge. Man marschierte am Sonntag nicht mehr auf kürzestem Wege zum Schützenplatz, sondern durch die Hauptstraßen in der Ortsmitte: Junkernstraße, Celler Straße, Billingstraße, ehe der Zug in die schnurgerade, fast 1 km lange Lotharstraße Richtung Festplatz einbog. Einige Jahre lang zog man auch durch den Gerichtsweg, obwohl es da über ein Privatgrundstück ging und über einen baufälligen hölzernen Steg, der eines Tages angeblich den Gleichschritt von Kolonnen nicht mehr aushielt.
Diese Streckenführung war wohl als Ehrung für mehrere Schützenbrüder gedacht, die dort im "Wurstwinkel" wohnten und ihre Häuser besonders schön geschmückt hatten. Ansonsten hatten die Schützen an der Ortsschmückung, von Ausnahmen abgesehen, immer was zu meckern. Also nahmen sie die Sache selbst in die Hand. Die Jungschützen verteilten Birkengrün in den Straßen und befestigten grün- weiße Fähnchen an den Zäunen.
Für die Ausschmückung seiner Residenz allerdings sorgte der König selbst. So wurde auch das Kränzebinden zu einer Tradition. Bewaffnet mit Gartenscheren, Blumendraht und "Kälberstricken" trafen sich Tage vor dem Schützenfest viele Leute beim König. Schützen, Nachbarn und Freunde, die noch Girlanden aus Tannengrün binden konnten und Leute, die diesen inoffziellen Eröffnungsabend des Schützenfestes nur der Geselligkeit und des Umtrunks wegen besuchten. Zu den Ausnahmen bei der Ortsschmückung gehörte die Junkernstraße, die schon 1955 im Schützenfestbericht der Celleschen Zeitung erwähnt wurde: "Alle 10 Meter ein grün- weiß dekorierter Kübel mit Birken und Blumen !" Dort wohnten sehr viele Schützen, die übrigens auch schießen konnten. Als in späteren Jahren fast Haus bei Haus Königsscheiben hingen, hieß diese Straße nur noch Königsallee. Und eines Tages prangte dieser Name auch auf Original- Straßenschildern, die die offiziellen Schilder verdeckten, allerdings nur für die Dauer des Schützenfestes ! Spaß und Humor wurden überhaupt immer groß geschrieben beim Schützenfest. Es gibt Dutzende von "Dönekens", von lustigen Geschichten also.
1959 wurde zum ersten Mal eine Katerfigur im Umzug mitgetragen. Die sollte ein Symbol sein für das Katerfrühstück beim abtretenden König.
1962 hatte Heinz Gebers für den Marsch vom Katerfrühstück zum Königsschießen 2 Maulesel besorgt und diese für gehbehinderte Leute zur Verfügung gestellt. Als solche bestiegen Hermann Ehlers und Frederik von Bothmer die Tiere, wurden prompt von der Polizei angehalten, konnten aber zum Glück Führerscheine vorweisen, die sie zur Benutzung "langohriger Vierbeiner mit Hafermotor" berechtigten ! Im nächsten Jahr bediente sich dann König Wilhelm Ripke bei seinem Ritt auf einem Maulesel der Hilfe des Tierarztes Dr. Niebuhr. Der bekam dann den urkundlich bestätigten Titel eines "Diplom- Mauleselführers".
Was nun die Uniformierung betrifftpardon: das Wort Uniform war verpönt, es klang militaristisch. Man sagte Schützenkleidung. Was also die Schützenkleidung betrifft, so hatten sich nach und nach für die Festumzüge in Hermannsburg und auch außerhalb bei den Schützenfesten befreundeter Vereine die weißen Hosen durchgesetzt. "Dei witte Böx" war das Markenzeichen der Schützengesellschaft geworden.
Gelegentliche Fehldeutungen kamen vor. Da stand die Familie des Malermeisters A. am Straßenrand und wartete auf den Festumzug. "Guck` mal, da kommt der Papa ! Wink` mal !" sagte die Mutter zu dem vielleicht fünf Jahre alten Söhnchen. Der Knirps sieht den Vater vorbeimarschieren, sieht den Vordermann, den Hintermann, die ganze lange Reihe der Schützen entlang und fragt:" Mutti, sind das alles Maler ?"
1967 wurde lobend erwähnt, daß alle Mann in weißen Hosen angetreten waren bis auf einen, und das war ausgerechnet Heinrich Surborg. Beim Katerfrühstück mußte er vor versammelter Mannschaft die schwarze Hose ausziehen und bekam eine weiße gespendet. Die war natürlich oben zu eng und unten zu lang. Trotzdem hat er das Spießrutenlaufen bis zum Schützenplatz überstanden.
Wenn man die Zeitungsberichte über Schützenfeste vor und nach dem Kriege miteinander vergleicht, so fällt auf, daß das Geschehen um den König und die geselligen Veranstaltungen immer mehr Interesse finden als die Schießergebnisse beispielsweise. Der Zeitungsbericht aus den 30er Jahren, in dem die 20 besten Schützen des Preisschießens namentlich genannt sind, das Ergebnis des Königsschießens aber mit 2 Zeilen abgetan wird, ist kein Einzelfall. Nach dem Kriege ist von Schützenschnüren und Eicheln keine Rede mehr, statt dessen nimmt die Berichterstattung über "Würdenträger" immer mehr Raum ein. Und Würdenträger gab es immer mehr ! Zum einen bei den Schützen selbst. Zu dem König mit seinen beiden Adjutanten kam 1951 der Kinderkönig, ebenfalls mit 2 Adjutanten dazu. 1955 dann der Jugendkönig mit 2 Adjutanten, 1960 neben dem Gewinner der Ehrenscheibe noch der des Kirks- Pokals. Das war ein von dem Eisenwarengeschäft Kirks gestifteter Wanderpokal, den jeweils der Schütze erhielt, der den zweitbesten Schuß auf die Ehrenscheibe abgegeben hatte. Als dessen Nachfolger dann einige Jahre lang noch der Gewinner der Thieder Kette, einer von dem befreundeten Schützenverein Salzgitter- Thiede gestifteten Kette. Ab 1962 kam dann noch die Damenbeste mit zwei "Hofdamen" dazu, und ab 1985 noch der Kaiserpokal- Gewinner.
Es standen also immer mehr Personen auf der Bühne und bekamen Orden, Pokale und Blumen und wollten genannt sein. Und es saßen immer mehr Ehrengäste an der Festtafel, die in Grußworten oder durch ihr bloßes Dasein die Verbundenheit der Schützen mit der Gemeinde, den Schulen, den Kirchen, den örtlichen Vereinen, den Jägern, der Polizei usw. bekundetenund vielleicht auch genannt werden wollten.
Ende der 50er Jahre finden sich in den Versammlungsprotokollen recht häufig tadelnde Hinweise auf eine gewisse Vereinsmüdigkeit. Die Schützen kamen nicht mehr in gewohnter Zahl zu den Versammlungen, auch die Beteiligung an den Ausmärschen und Umzügen beim Schützenfest ließ merklich nach.
Als alle Appelle nichts halfen, beschloß der Vorstand einen kombinierten Angriff auf Geldbeutel und Ehrgefühl der Schützen. Wer ohne Entschuldigung die Ausmärsche am Sonntag und am Montag nicht mitmachte, sollte 5,- DM Strafe pro Marsch bezahlen. Wer am Montag nicht dabei war, durfte außerdem nicht auf die Königsscheibe schießen und mußte eine Tanzkarte kaufen. Es ist anzunehmen, daß diese Androhung Erfolg hatte.
Eine andere Anordnung aus jener Zeit aber wirkt noch bis heute fort.
Es war damals in Hermannsburg genau so wie wohl in allen Schützenvereinen üblich, bei Festen reichlich Bier und Korn zu trinken. So auch am Schützenfestmontag beim Katerfrühstück und dann in der Warteschlange beim Königsschießen. So hatten manche wackeren Schützen beim Schießen schon eine unsichere Hand, und beim Festessen im Zelt beschwerten sich die Frauen über den Zustand ihrer Männer.
Da verbot der Vorsitzende Dr. Hermann Brammer das Korntrinken beim Katerfrühstück. Als deswegen aber eine Revolution auszubrechen drohte, einigte man sich auf ein einziges Glas Korn. Beim nächsten Katerfrühstück tauchten plötzlich übergroße Gläser auf, die gut und gerne das Dreifache eines normalen Schnapsglases faßten ! Diese großzügige Auslegung des einen genehmigten Gläschens hielt aber den ständigen Ermahnungen Dr. Brammers nicht lange stand. Noch heute gibt es vor dem Königsschießen bestenfalls einen Korn. Auch bei Versammlungen darf, bevor die Tagesordnung nicht abgewickelt und der offizielle Teil geschlossen ist, höchstens der König eine Runde ausgeben. Auswärtige Schützenfestbesucher bestätigen denn auch, daß sich eine gewisse Zurückhaltung im Umgang mit Alkohol wohltuend auf den Festverlauf auswirkt. Man sieht in Hermannsburg wenig Betrunkene oder Schlägereien. Der Festumzug am Sonntag wurde im Laufe der Zeit immer größer. In zunehmendem Maße nutzten auch andere einheimische Vereine die Gelegenheit, sich darzustellen und "Flagge zu zeigen". Schon 1952 führten Reiter vom Reitverein Hermannsburg unter ihrem Vorsitzenden Henze den Zug an. Später nahmen auch Fahnenabordnungen des Kyffhäuser- Verbandes, des Männergesangvereins und des Sportvereins teil.
Die Schützengesellschaft verpflichtete für die Dauer des Festes Blaskapellen von außerhalb, die nicht nur Marschmusik machten, sondern auch abends zum Tanz aufspielten. 1956 marschierte zum ersten Mal der Spielmannszug Eversen an der Spitze. Seit der Zeit ist kein Schützenfest in Hermannsburg ohne diese Spielleute denkbar. Nach und nach kamen dann auch die Nachbarvereine aus dem Mahdheidering nach Hermannsburg. Einige brachten ihre Spielmanns- oder Fanfarenzüge mit, befreundete Kapellen wurden verpflichtetbis das farbenprächtige Bild komplett war, das wir heute sehen, wenn alle Teilnehmer des Umzuges in einem großen Karree beim Rathaus antreten und der Hermannsburger Schützenkönig ganz schön laufen muß, wenn er die Front abschreitet.
Es würde nun zu weit führen, alle Schützenfeste aufzulisten. Jedes hatte seine Höhepunkte. Meistens herrschte das schönste Sommerwetter, sodaß man schon vom Hermannsburger Schützenfestwetter sprach. Es gab einige Feste, die einen besonderen Charakter hatten.
1971 stand im Zeichen des 50jährigen Jubiläums der SG. Da wurde auch die neue Fahne geweiht. Die Gemeinde hatte ihren Sitzungssaal zur Verfügung gestellt, der die vielen Ehrengäste kaum fassen konnte: Landrat und Oberkreisdirektor, die Spitzen des Kreisschützenverbandes, Vertreter der Gemeinde, der Schulen und aller einheimischen Vereine. Auf dem Platz vor dem Rathaus weihte Dr. Wilkens- Sannemann, der Vorsitzende des Kreisschützenverbandes Celle Stadt und Land, die neue Fahne, die außer dem Schützensymbol nun auch das Hermannsburger Gemeindewappen trug. Anschließend fand im Zelt auf dem Schützenplatz ein Festkommers statt, mit vielen schönen Reden.
Diese Einrichtung eines Festkommerses am Abend vor dem eigentlichen Schützenfest ist seitdem beibehalten worden als vereinsinterne Veranstaltung. An diesem Abend werden jetzt auch alle Schießauszeichnungen verliehen, Schützenschnüre und Eicheln, Plaketten und Leistungsnadeln – eine Prozedur, die früher oft den Zeitplan des Schützenfestes durcheinandergebracht hatte.
Das Schützenfest 1973 stand unter dem Motto: 1000 Jahre Hermannsburg und hatte durch die Beteiligung vieler einheimischer Vereine, befreundeter Schützen von auswärts und farbenprächtiger Kapellen und Spielmannszüge einen besonders schönen Festumzug.
1977 filmte ein Team des ZDF Teile des Festumzuges für eine Sendung mit dem Titel: Hermann Löns `77. Die Hermannsburger Schützen zum ersten Mal im Fernsehen !
1990 kamen sie nochmal ins Fernsehen ! Da filmte ein Team der Deutschen Welle Szenen vom Hermannsburger Schützenfest. Die Deutsche Welle strahlt unter dem Titel "Schauplatz Deutschland" Programme aus den verschiedenen Regionen aus, vorwiegend in die USA und die ehemalige UdSSR. In diesen Beiträgen wird von den Menschen, ihrer Arbeit, ihren Festen usw. berichtet. Das Programm des Schützenfestes 1981 hatte zwei Überschriften:
Schützen- und Volksfest und
La Fete des Tireurs a la Cible en Hermannsbourg
und zeigte neben dem Hermannsburger Gemeindewappen das der kleinen Stadt Auterive in Südfrankreich, mit der seit Jahren eine Partnerschaft bestand. Es kamen also etwa 50 Franzosen von der Union musicale Auterivaine und nochmal soviel junge Mädchen im Alter von 7 bis 16 Jahren von den Majorettes d `Auterive, die das Schützenfest nicht nur mitfeiern, sondern auch mitgestalten wollten !
Schon am Sonnabend zum Kinderausmarsch setzten sich die Majoretten mit ihren grün- silbernen Tanzkleidern an die Spitze des Zuges. Und sie zeigten mal ihre Art zu marschieren, ihre gut einstudierten und auf Pfiffe ausgeführten Schritte, das Schwenken der Beine und der weißen Stöckchen. So bot dieser Kinderausmarsch – ebenso wie der Lampionumzug am Abend – ein ganz anderes Bild als sonst: tänzerisch, farbenprächtig und musikalisch ein Genuß. Selbst die Spielleute aus Eversen, die seit 25 Jahren vorneweg marschiert waren, staunten nicht schlecht, wie die kleinen Mädchen aus Auterive sogar deutsche Marschmusik in tänzerische Bewegungen umsetzen konnten und die preußische Exaktheit milderten mit ihren zierlichen, beinahe gymnastischen Schrittenund dabei natürlich kaum vom Fleck kamen !
Beim Festumzug am Sonntag präsentierten sich die Majoretten dann in blau- weiß, auf dem Kopf einen blauen Tschako mit Tressen und Federn. Der einzige, der nicht dazu lachte, war Petrus. Er öffnete die Schleusen des Himmels und brachte den französischen Gästen auf den letzten 100 Metern zum Festplatz dann doch noch den Geschwindmarsch bei !
Seit jenen Tagen hängt übrigens auch an einem Haus in Auterive eine echte handgemalte Königsscheibe. Die französischen Gäste, die zuhause nur ein Armbrustschießen kennen, hatten unter fachkundiger Anleitung hier nach Hermannsburger Reglement einen Schützenkönig ausgeschossen.
Der Bau des Schützenhauses
Im Februar 1950 wurden zum ersten Mal Überlegungen angestellt, innerhalb der Gemeinde Hermannsburg einen Schießstand oder eine Festhalle – oder sogar beides – zu bauen, "um die Steuergelder im Ort zu belassen". Alle Vorstände daran interessierter Vereine sollten zusammengerufen werden, um gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung diese Frage zu erörtern.
Da sich die Sache aber wohl in die Länge zog, beschloß die Schützengesellschaft, das Schützenfest 1950 nochmal in Misselhorn zu feiern.
Bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück in Hermannsburg wurde darauf geachtet, daß andere in der Gemeinde stattfindende Veranstaltungen zur gleichen Zeit ablaufen könnten, ohne sich gegenseitig zu stören. In erster Linie war hierbei wohl an das Missionsfest gedacht, so erinnert sich Carl Behn, der damals Ratsherr war.
Schließlich fand man ein solches Grundstück an der Lotharstraße etwa gegenüber dem Sportplatz auf dem "Maschinenberg" , genau gesagt: Parzelle 16 der Flur 5 der Gemarkung Hermannsburg. Das Grundstück war 13 Morgen groß und kostete 12.000,- DM.
Eine außerordentliche Versammlung der Schützen beschloß im Oktober 1950, der Gemeinde ein zinsloses Darlehen in Höhe von 3000,- DM zum Ankauf dieses Grundstückes zu geben. Es wurde ein Vertrag geschlossen, der dem Schützenverein das Recht einräumte, auf diesem Platz alljährlich sein Schützenfest abzuhalten und auch Schießstände zu errichten.
Pacht- oder Mietzahlungen wurden nicht vereinbart. Allerdings behielt sich die Gemeinde vor, von den Schaustellern und Fahrgeschäften beim Schützenfest Standgelder zu kassieren. Der Schützenverein verpflichtete sich, bereits 1951 auf diesem Platz das Fest zu veranstalten.
Diese Frist war aber nun zu knapp berechnet. Die Schützen haben sicher die Ärmel aufgekrempelt und rangehauen. Eine Kommission, der unter anderen Architekt Carl Behn, Wilhelm Völker, Gemeindedirektor Hermann Springhorn, Heinrich Surborg und Otto Völker angehörten, überwachte die Arbeiten.
Jeder Schützenbruder war verpflichtet, ein Tagewerk abzuleisten. Wer nicht arbeiten konnte, mußte als Gegenwert 8,- DM zahlen. Trotzdem wurde der Platz nicht rechtzeitig fertig.
Das Schützenfest 1951 fand dann in der Scheune des Sägewerks Meyerhoff und in einem großen Festzelt statt. Aber auch in dieser improvisierten Form muß das erste Schützenfest innerhalb der Gemeinde Hermannsburg ein großer Erfolg gewesen sein. Es wird in dem Protokoll der nächsten Versammlung als das beste bisher bezeichnet. Der Festausschuß erntete Beifall und Dank, der Verein fast 500,- DM Überschuß !
Das ganze Projekt war in Bauabschnitte eingeteilt, von denen der erste schon im Januar 1952 abgeschlossen war. Das waren die Schießstände, die Geschoßbahnen und die Anzeigerdeckungen.
Für den 2. Bauabschnitt wurden die Schützenbrüder wieder zur Ableistung von zwei Tagewerken verpflichtet.
Man hatte ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, das alte Schießhaus in Misselhorn abzureißen und auf dem neuen Platz wieder aufzustellen. Architekt Behn hatte dazu Berechnungen angestellt. Die Sache sollte nicht mehr als 1000,- DM kosten, während der Neubau eines Hauses in ähnlicher Größe ( das waren etwa 50 qm Grundfläche) 4.500,- DM kosten würde.
Eine Schützenversammlung beschloß aber, das Haus in Misselhorn stehen zu lassen, " falls Penzhorn 1.000,- DM in Holz gibt und Kies und Bausand kostenlos zur Verfügung stellt." So nimmt es denn nicht wunder, wenn der Schatzmeister der SG in einer vorläufigen Abrechnung im August 1952 schon 9.200,- DM an Baukosten bekanntgeben muß. Da war aber das Haus im Wesentlichen fertig. Es hatte schon 6 Stände in der 50 m- Bahn für Kleinkaliberschießen und Luftgewehrstände.
Es haben viele fleißige Hände am Schützenhaus gearbeitet, deren Verdienst nicht geschmälert werden soll. Trotzdem müssen wir den Maurer Otto Völker und den Zimmermann Albert Fabritz erwähnen, die meistens nach ihrer Tagesarbeit und an den Sonntagen dort gearbeitet haben. Durch Otto Völkers Hände ist wohl jeder einzelne Stein des Hauses gegangen ! Das waren zum großen Teil Abbruchsteine aus der Marinesiedlung in Eschede. Die mußten erstmal saubergeklopft werden, und daran waren sogar Schützenfrauen beteiligt.
Man entwickelte ein Gespür dafür, wo irgendwas an Baumaterial billig oder umsonst zu kriegen war, zum Beispiel Holz von Penshorn oder Meyerhoff ... und sogar eine Eisenbahnschiene von der OHE, die als Träger mit eingebaut wurde !
Geradezu begeistert klingen die Worte eines Berichterstatters in der Celleschen Zeitung, der im August 1952 vom ersten Schützenfest auf dem neuen Platz schreibt:
" Versteckt hinter hohen Fuhren breitet sich der idyllisch gelegene und herrlich ausgestaltete Schützenplatz aus, der in diesem Jahr auf gemeindeeigenen Gelände geschaffen wurde und damit dem schön gelegenen und geistig aufgeschlossenen Heidedorf einen Festplatz gibt, auf dem in Zukunft auch einmal ein Zirkus oder ein Wandertheater absteigen kann.
Schön schmiegt sich das kleine Schützenhaus in das von Fuhren eingesäumte Gelände ein. Für die Karussells, Verkaufsbuden und Schießstände sind einzelne Baumkulissen ausgeschnitten worden, sodaß sich diese auf dem extra paßgerecht zugeschnittenen Platz sinnvoll in das Gesamtbild einfügen."
Weiter heißt es in dem erwähnten Bericht: "Gemeindedirektor Springhorn stattete als 2. Vorsitzender der Schützengesellschaft all denjenigen Dank ab, die an diesem Gemeinschaftswerk mitgearbeitet haben. Hiermit sei aber die Arbeit noch nicht abgeschlossen. Es sei noch viel zu bewältigen, sagte er." Das stimmte !
Seit jener Zeit ist am Schützenhaus fast immer gearbeitet worden, es wurde erweitert und verbessert. Immer gab es wieder Arbeitseinsätze...und manchmal sogar Beitragfreiheit für die besonders Fleißigen.
Im Januar 1954 wurde das Schützenhaus an das Stromnetz angeschlossen, im August 1956 bekam endlich der rohe Zementfußboden einen Belag. Die Möblierung war zu jener Zeit aber noch sehr dürftig.
Anfang 1957 interessierten sich die Jäger für den Schießstand. Die Kreisgruppe Celle des Landesjagdverbandes wollte in Hermannsburg das jagdliche Schießen mit großkalibrigen Waffen auf 100m- Bahnen und auf den "laufenden Keiler" durchführen.
Eigentlich hatten die Jäger schon seit langem Ausschau gehalten nach einem eigenen Schießstand und auch dafür Geld angespart. Die Frage: selber bauen oder sich am Hermannsburger Schießstand beteiligen , sollte auf einer Generalversammlung der Kreisgruppe in Westercelle entschieden werden. Da mobilisierte der Leiter des Hegerings Hermannsburg- Müden, Frederik Thorwald von Bothmer seine "Hausmacht", zu der auch eine Reihe Schützen gehörten, mietete einen Bus und rollte mit soviel Sympathisanten an, daß die Wahl auf Hermannsburg fiel.
Die bestehenden Anlagen mußten nun erweitert werden. Die KK- Geschoßbahnen mußten für den laufenden Keiler auf 60m verlängert werden, und es mußten elektrische Scheibenvorholer eingebaut werden.
Die 100m- Bahnen wurden neben den KK- Ständen gebaut. Da diese Bahnen aber eine Verbindung zum Schützenhaus haben mußten, beschlossen die Schützen, das Haus zu verlängern und bei dieser Gelegenheit auch einen Keller einzubauen. Die Kosten wurden auf 7.000,- DM geschätzt, stiegen dann aber doch auf über 10.000,- DM, obwohl unter Leitung von Heinrich Surborg auch in diesem Bauabschnitt wieder viel Eigenleistung steckte.
Zum Schützenfest 1957 war alles fertig. Der alte Nutzungsvertrag von 1950 wurde insoweit geändert, als jetzt eine Interessengemeinschaft aus Schützengesellschaft und Landesjagdverband der Vertragspartner der Gemeinde Hermannsburg wurde.
Für die Nutzung der erweiterten Schießstände und des Schützenhauses galten Jäger und Schützen als gleichberechtigt. Dabei wurde allerdings gleich festgelegt, daß immer am ersten Sonntag im August der ganze Komplex dem Schützenverein für das Schützenfest allein zur Verfügung steht.
Was die Unterhaltung und die Reparaturen betraf, so einigte man sich wie folgt: für die Schießanlagen waren die Jäger verantwortlich, für das Haus die Schützen.
Der Vertrag hatte eine Laufzeit von 75 Jahren und bildete die Grundlage für eine "glückliche Ehe" zwischen den Jägern und den Schützen. Es verging seitdem kein Schützenfest, auf dem nicht in Grußworten und Festreden auf diese Ehe angespielt wurde. Es gab kein Katerfrühstück, bei dem nicht der Hegeringsleiter und spätere Kreisjägermeister von Bothmer die Zielscheibe von launigen Ansprachen und Witzen war.
Natürlich gab es auch in dieser Ehe mal Mißstimmungen und Kompetenzgerangel, vor allem, wenn es ans Bezahlen ging. Wenn zum Beispiel mal wieder das Zugseil eines Scheibenvorholers durchgeschossen war, und der Schießmeister der SG meinte, daß sowas nur mit großkalibrigen Jagdwaffen möglich sei.
Im März 1967 wurde der Schießstand sogar mal polizeilich gesperrt, weil die Blenden schadhaft und so die Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten waren. Es muß wohl eine Zeitlang gedauert haben, bis die Jägerschaft den Mißstand vertragsgemäß behoben hatte, denn der Schießmeister der SG klagte noch in seinem Jahresbericht über mangelnde Trainingsmöglichkeiten und ausgefallene Schießtermine.
Das Schützenhaus bekam auch bald eine Ofenheizung und eine Theke. Es war nicht länger mehr nur ein Aufenthaltsraum bei Training und Wettkämpfen, sondern der Mittelpunkt eines regen Vereinslebens. Es wurden Versammlungen dort abgehalten, man traf sich zum Klönen oder zum Skatspielen, manchmal auch zu privaten Feiern.
Diese vermehrte Nutzung des Hauses brachte dann ein Problem mit sich. Das Haus hatte keine Toiletten! Genauer gesagt: keine festen Toiletten. Seit Juli 1960 hatte der Verein auch eine Damengruppe, die fleißig trainierte. So klagte dann ein Vorstandsmitglied 1962 zu Recht: "Es kann den Damen nicht zugemutet werden, die Toiletten im dunklen Wald zu benutzen."
Ein Jahr später waren dann feste Toiletten am Schützenhaus. Der Wegfall der Örtchen im dunklen Wald zwang dann allerdings die Schützen, auch anderen Gruppen, die den Platz benutzten, wie Jugendlager, Wanderartisten usw. Zugang zu den Toiletten zu gestatten. Auf besonderen Antrag hin wurde solchen fremden Vereinen auch die Benutzung von Küche und Keller gestattet, nicht jedoch der Zugang zum Schützenraum selbst.
Dieser war nun noch nicht ganz so wohnlich, wie sich die Schützen das wünschten. Heinrich Surborg gab die Parole aus: kommen wir über den Hund, so kommen wir auch über den Schwanz, und so genehmigte die Jahreshauptversammlung 1965 nochmals 7.000,- DM für den letzten Schliff. Der Schützenraum bekam eine Rohrmattendecke mit Algostat und Ventilation, die Wände wurden mit einer Stülpschalung verkleidet, das Fenster nach Westen wurde zugemauert und als Trophäenschrank gestaltet, vor dem Schützenhaus wurde eine Hecke gepflanzt, es wurden Stühle angeschafft. Auch für den Schießbetrieb fiel noch was ab: 4 neue Luftgewehre und 5 Schießpritschen. Das alles ließ sich aber nur realisieren, indem jeder Schützenbruder eine einmalige Umlage von 20,- DM zahlte oder mindestens 8 Stunden daran mitarbeitete.
Voll berechtigtem Stolz übergab im Juli 1965 der Vorsitzende Dr. Hermann Brammer den neugestalteten Raum an die Jäger und Schützen. Die Leistungen der Schützengesellschaft wurden auch vom Hegering anerkannt, der seinen in Aussicht gestellten Zuschuß zu den Baukosten vor lauter Freude auf 1.000,- DM verdoppelte.
Anfang der 70er Jahre fand das Schießen mit der Sportpistole, Kaliber 5,6 immer mehr Freunde unter den Schützen. Die logische Folge davon war der Wunsch nach einem eigenen Pistolenschießstand. Was sollen wir uns lange mit der Vorgeschichte aufhalten ? Am 6. Oktober 1973 fand die offizielle Einweihung des Standes statt.
Die Hermannsburger Schützen waren damit die ersten im Landkreis Celle, die einen automatischen Pistolenschießstand hatten. Automatisch deswegen, weil auf diesem Schießstand neben dem Präzisionsschießen auf eine normale Ringscheibe auch das sogenannte Duellschießen durchgeführt werden kann. Bei dieser Wettbewerbsart ist eine Scheibe mit den Umrissen einer menschlichen Figur drei Sekunden lang dem Schützen zugewandt und schwenkt dann für sieben Sekunden zur Seite.
Im Beisein von vielen Ehrengästen übergab der damalige Vereinsvorsitzende Werner Crolly seinem Schießmeister Helmut Fabritz die Schlüssel und lud anschließend zu einem Imbiß und Umtrunk ein. Beim Anschießen hatten die Ehrengäste dann Gelegenheit, ihren klaren Blick und Entschlußkraft unter Beweis zu stellen mit jeweils 5 Schuß Präzisions- und Duellschießen. Dabei taten sich bei den schießgeübten Grünröcken Kreisjägermeister von Bothmer und bei den Zivilisten Bürgermeister Gerrit Bergner besonders hervor. Der Pistolenschießstand hatte 30.000,- DM gekostet !
Etwa um diese Zeit begann es in der Ehe Schützen und Jäger zu kriseln. Bei der Trophäenschau 1973 sagte Kreisgruppenvorsitzender Otto Bruns: "Unser Sorgenkind ist der Hermannsburger Schießstand."
Es gab nämlich zunehmend Ärger mit Anwohnern, die sich durch das Schiessen an Sonntagen und während ihrer geheiligten Mittagsruhe belästigt fühlten. Und das war naturgemäß das Schießen mit Großkalibern.
Als die Gemeinde 1950 den Schützenplatz kaufte, war das ganze Gelände für den Sport vorgesehen – Schwimmbad, Fußball, Tennis, Schießen, Reiten. Doch wurde es später als Bebauungsgebiet ausgewiesen, und dann dauerte es nicht lange, daß die ersten Beschwerden von Anliegern des Galgenbergs kamen.
Die Jäger hatten Angst, daß die Gemeinde den Schießstand eines Tages schließen könnte und führten den Übungsbetrieb nur noch mit dem geringstmöglichen Aufwand und unter Einhaltung von Ruhezeiten durch. Und verständlicherweise hatten sie keine Lust, noch Geld in dieses unsichere Unternehmen zu stecken. Zudem saß ihnen noch der Schreck der Windbruchkatastrophe vom November 1972 in den Knochen. Orkanartige Stürme hatten auf dem Schützenplatz einen Schaden in Höhe von 18.000,- DM angerichtet.
So sahen sich also die Schützen der Tatsache gegenüber, daß sie in Zukunft auch Neuanschaffungen und Reparaturen an den Schießanlagen überwiegend selbst zu finanzieren hatten.
Es dauerte auch nicht lange, da hatten die zehn Jahre alten Scheibentransportanlagen im 50m- Stand ausgedient. Eine Reparatur war sinnlos, neue Anlagen kosteten 9.000,- DM ... also war mal wieder eine Umlage fällig. Jedes Mitglied zahlte 50,- DM, davon ausgenommen waren die Jungschützen. Die sollten dann aber, wenn sie älter als 18 waren, mindestens 10 Stunden Arbeitsleistung erbringen.
Die Kette der Ausgaben für Erhaltung und Verbesserung des Schützenhauses und der Schießanlagen riß nicht ab. Um so größer war die Freude über einen Zuschuß des Landesschützenverbandes zum Bau eines neuen Luftgewehrstandes, der 1976 seiner Bestimmung übergeben wurde. Drei Jahre später wurde dann das Dach schadhaft, welches man beim Bau des Schützenhauses aus Kostengründen nur mit Ziegeln zweiter Wahl eingedeckt hatte. Der Kostenvoranschlag dafür belief sich auf 7.000,- DM !
Im Juli 1980 reichten die Jäger dann endgültig die Scheidung ein. Unterhaltung und Nutzung des Schießstandes standen in keinem vertretbaren Verhältnis mehr zueinander. Das Ende der gemeinsamen Benutzung von Haus und Schießstand war gekommen. Der Landesjagdverband Niedersachsen - Kreisgruppe Celle - zahlte an die Schützengesellschaft eine Abstandssumme, die sofort wieder verbaut wurde für neue Scheibenzuganlagen in der 100m- Bahn.
Das freundschaftliche Verhältnis der Hermannsburger Schützen zu den Jägern, und ganz besonders zum Hegering Hermannsburg- Müden, litt darunter in keiner Weise. Zu besonderen Anlässen dürfen die Jäger auch weiterhin den Schießstand benutzen, jetzt allerdings bei vorheriger Anmeldung und Zahlung von Standgeldern !
Die Unterhaltskosten für das Schützenhaus sind immer noch der größte Posten auf der Ausgabenseite des Schatzmeisters der SG. 1982 hieß es schon wieder: es stehen teuere Reparaturen und Investitionen bevor. 1987 beschloß die Jahreshauptversammlung eine Beitragserhöhung, die voll in die Rücklage für den dringend notwendigen Umbau des Hauses ging.
Ende der 80er Jahre wurden dann Pläne für den Umbau und die Vergrößerung des Hauses erarbeitet. Mit den Arbeiten begannen die Schützen im September 1992, nachdem die Gemeinde Hermannsburg, der Landkreis Celle und der Kreissportbund ihre finanzielle Hilfe zugesagt hatten. Der Aufenthaltsraum erhielt eine neue Decke. Die alte war noch mit Strohmatten verkleidet !
Der Schießmeisterraum und die Waffenkammer wurden zentral im Gebäude neu gebaut und entsprechen jetzt den Vorschriften des neuen Waffengesetzes. Die sanitären Anlagen wurden erneuert. Das gesamte Gebäude erhielt eine Wärmedämmung, eine Ziegelverkleidung, neue Türen und Fenster, was man unter dem Begriff Energiesparen zusammenfassen kann.
Auch in diesen Umbauten steckte wieder ein erhebliches Maß an Eigenleistung des Vereins. Die Summe der nachgewiesenen Arbeitsstunden von Vereinsmitgliedern betrug über 1.500 !
1994 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen.
Die Schützenkönige 1922 bis 1939
Jahr Schützenkönig 1. Adjutant 2. Adjutant
1922 |
Willi Wittmann |
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1923 Albert Ehlers
1924 |
Kurt Giemenz |
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1925 |
Otto Hiestermann |
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1926 |
Heinrich Lange |
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1927 |
Heinrich Kaiser |
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1928 |
August Kuhlmann |
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1929 |
Ernst Reck |
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1930 |
Hans Hohmann |
August Ssymank |
Albert Heise |
1931 |
August Renner |
Hans Hohmann |
Theodor Neuer |
1932 |
Hermann Lange |
Wilhelm Westphal |
August Scheller |
1933 |
Albert Ehlers |
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1934 |
Heinrich Lange |
Dr. Kurt Niebuhr |
Hermann Lange |
1935 |
Heinrich Renner |
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1936 |
Ernst Siekmann |
Heinz Meyerhoff |
Walter Funke |
1937 |
Dr. Kurt Niebuhr |
Kurt Giemenz |
Heinrich Lange |
1938 |
Bruno Hermsdorf |
Heinrich Lange |
Wilhelm Westphal |
1939 |
Kurt Giemenz |
Paul Rauh |
Wilhelm Speckhan |
Erläuterungen:
Die Titel Adjutant für den zweit- und drittbesten Schuß auf die Königsscheibe wurden erst ab 1930 vergeben. Für 1933 und 1935 liegen keine Angaben vor.
Vor dem Kriege bekamen die Könige auch selten Beinamen. Wenn überhaupt, dann hießen sie schlicht Hermann I. oder Heinrich II. Überliefert sind nur folgende: für den König 1936 Ernst Siekmann "der Vorreiter" – für den König 1938 Bruno Hermsdorf "der Mostkönig" – für den König 1939 Kurt Giemenz "der Zähnebrecher". (Kurt Giemenz war Dentist.)
Die Schützenkönige seit 1949
Jahr |
König |
Name |
Adjutanten |
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1949 |
Edwin Deutgen |
das offene Auge |
? |
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1950 |
Wilhelm Westphal |
? |
1. Otto Völker 2. Ernst Schubert |
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1951 |
Hermann Brammer |
der Helfer in allen Leibesnöten |
1. Kurt Giemenz 2. Heinz Meyerhoff |
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1952 |
Carl Behn |
der stille Baumeister |
1. Hermann Meyer 2. Werner Klaus |
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1953 |
Erich Ahrens |
der Zackige |
1. Albert Ehlers 2. Bruno Hermsdorf |
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1954 |
Werner Crolly |
der Unfehlbare und Treffsichere |
1. Kurt Niebuhr 2. Heinrich Prüser |
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1955 |
Hermann Kruse |
der Ruhige |
1. Wilhelm Gebers 2. Bruno Hermsdorf |
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1956 |
Karl- Hch. Hellberg |
der Erfolgreiche |
1. Walter König 2. Günther Lange |
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1957 |
Heinz Gebers |
der Ruhige |
1. Albert Fabritz 2 .Kurt Schmidt |
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1958 |
Max Weber |
der wackere Schwabe |
1. Walter Heine 2. August Kuhlmann |
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1959 |
Karl- H. Albers |
aus dem Königswinkel |
1. Fritz Bode 2. Gerhard Böhm |
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1960 |
Egon Ssymank |
der Bedächtige |
1. Arnold Behrens 2. Heinrich Dormeier |
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1961 |
Heinrich Surborg |
der Treue |
1. Erich Ahrens 2. Walter König |
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1962 |
Wilhelm Ripke |
der alte Kaisertreue |
1. Hans- Otto Fritz 2. Lothar Siekmann |
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1963 |
Hermann Lange |
der Sanftmütige |
1. Kurt Giemenz 2. Wilhelm Nöschel |
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1964 |
Karl Hermann |
der Starke |
1. Gottfried Sander 2. Wilhelm Marwede |
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1965 |
Alfred Reh |
der Aufrichtige vom Heidberg |
1. Hermann Lange 2. Leo Bogusch |
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1966 |
Albert Drewes |
der Prächtige |
1. Heinrich Surborg 2. Willi Winterhoff |
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1967 |
Heinrich Renner |
der waidgerechte Jäger |
1. Carl Behn 2. Leo Bogusch |
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1968 |
Kurt Hermann |
der Freigebige |
1. Werner Klaus 2. Werner Crolly |
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1969 |
Gottfried Sander |
der Unermüdliche |
1. Rudi Kluge 2. Hans- H. Siegmann |
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1970 |
Rainer Georgi |
der Messekönig |
1. Adolf Pawelzik 2. Manfred König |
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1971 |
Friedrich Renner |
der Heidberger Immenkönig |
1. Heinrich Renner 2. Josef Deack |
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1972 |
Georg Donner |
der Meister in Pflicht und Treue |
1. Dieter Schomburg 2. Rainer Funk |
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1973 |
Klaus Grobe |
der Anhängliche |
1. Helmut Fabritz 2. Adolf Schubert |
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1974 |
Heinrich Dormeier |
der zielstrebige Baumeister |
1. Heinrich Renner 2. Heinz Gebers |
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1975 |
Rüdiger Stuke |
der sieggewohnte Sportsmann |
1. H.-J. Rosenbrock 2. Wolfgang Meyer |
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1976 |
Rudi Kluge |
der Gesellige |
1. Heinrich Dormeier 2. Otto Völker |
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1977 |
Aribert Kempf |
der Standhafte |
1. Manfred König 2. Walter Koch |
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1978 |
Herbert Albers |
der Rührselige |
1. Heinz Renner 2. Hans Claaßen |
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1979 |
August Speckhan |
der Sangesfreudige |
1. Michael Espe 2. Rainer Georgi |
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1980 |
Josef Deack |
der kleine König mit dem großen Hobby |
1. Hermann Brammer 2. Raimund Krüger |
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1981 |
Georg Donner |
der Sonnenkönig |
1. Erich Köllner 2. Aribert Kempf |
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1982 |
Heinz Gebers |
der Silberne aus der Königsallee |
1. Leo Bogusch 2. Josef Deack |
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1983 |
Carl Behn |
der Aufrichtige |
1. Detlef Ludewigs 2. Adolf Schubert |
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1984 |
Fritz- P. Klooth |
der Kontaktfreudige |
1. Jochen Tolle 2. Leo Bogusch |
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1985 |
Hans- H. Siegmann |
der Vielseitige aus der Königsallee |
1. Fritz-P. Klooth 2. Walter Koch |
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1986 |
Wilhelm Nöschel |
der humorvolle Heidjer |
1. Ernst-W. Grünhagen 2. Udo Giering |
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1987 |
Jürgen Albers |
der Farbenfrohe |
1. Helmut Pawelzik 2. Adolf Schubert |
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1988 |
Rainer Georgi |
der Hochtourige |
1. Erwin Bröckner 2. Erwin Tiegs |
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1989 |
Christian Vogel |
der Unbekümmerte |
1. Klaus Katzke 2. Fr.- Wilh. Riggers |
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1990 |
Oskar Flatt |
der gastfreundliche Kurzregent |
1. Erwin Bröckner 2. Wolfgang Meyer |
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1991 |
Hans Haarke |
der Freischwimmer |
1. Christian Mertsch 2. Hans-O. Fritz |
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1992 |
Manfred König |
das Pokergesicht |
1. Jürgen Albers 2. Klaus Katzke |
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1993 |
Raimund Krüger |
der ehrgeizige Oldendorfer |
1. Lars- Holger Kirks 2. Christian Mertsch |
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1994 |
Gerd Gensch |
der Senkrechtstarter |
1. Udo Giering 2. Hermann Oertel |
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1995 |
Manfred König |
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1. Helmut Dohrmann 2. Udo Giering |
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1996 |
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1997 |
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1998 |
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Seit 1952 malt Willi Winterhoff die Scheiben für die Hermannsburger Schützen
Die Ehrenscheibengewinner
Leider gibt es keine Aufzeichnungen über die Einführung der Ehrenscheibe. Wer durfte oder wer sollte darauf schießen? Schützenkönig konnte nur werden, wer in Hermannsburg ansässig, über 24 Jahre alt und verheiratet war. Die Einschränkungen galten nicht für die Ehrenscheibe. Um diese Würde konnten also alle männlichen Mitglieder der SG in der Schützenklasse (über 21) kämpfen.
1955 |
Heinrich Surborg |
1975 |
Hans- Otto Fritz |
1956 |
Günther Lange |
1976 |
Helmut Timme |
1957 |
Heinrich Prüser |
1977 |
Werner Klaus |
1958 |
Robert Reichert |
1978 |
Reinhold Schneider |
1959 |
Wilhelm Brammer |
1979 |
Jürgen Albers |
1960 |
Ernst- August Tolle |
1980 |
Dieter Schomburg |
1961 |
Karl Laval |
1981 |
Heinrich Dormeier |
1962 |
Kurt Giemenz |
1982 |
Fritz- Peter Klooth |
1963 |
Wilhelm Gebers |
1983 |
Walter Riggers |
1964 |
Karl Rosenbrock |
1984 |
Manfred König |
1965 |
Dr. Hermann Brammer |
1985 |
Heinz- Jürgen Meyerhoff |
1966 |
Karl Hermann |
1986 |
Heinz Renner |
1967 |
Leo Bogusch |
1987 |
Erwin Bröckner |
1968 |
Heinrich Hormann |
1988 |
Hans- Otto Fritz |
1969 |
Rüdiger Stuke |
1989 |
Hans- Heinrich Siegmann |
1970 |
Fritjof Schmidt |
1990 |
Heinz Gebers |
1971 |
Wilhelm Völker |
1991 |
Gottfried Sander |
1972 |
Max Weber |
1992 |
Eckhard Albers |
1973 |
Max Weber |
1993 |
Udo Giering |
1974 |
Klaus Hermsdorf |
1994 |
Wolfgang Kutnik |
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1995 |
Raimund Krüger |
Kirks- Pokal und Thieder Kette
1960 stiftete das Eisenwarengeschäft Kirks in Hermannsburg einen Pokal, der als Wanderpokal für den zweitbesten Schuß auf die Ehrenscheibe verliehen wurde. Diesen Pokal errangen :
1960 Karl- Heinz Albers
1961 Kurt Schmidt
1962 Hans- Günther Alvermann
1963 Hans- Otto Fritz
1964 Wilhelm Nöschel
1965 Werner Crolly
1966 Otto Völker
1967 Dr. Hermann Brammer
für 1968 und 1969 liegen keine Angaben vor, wahrscheinlich wurde der Pokal dem letzten Gewinner auf Dauer zugesprochen.
1970 stiftete der befreundete Schützenverein Salzgitter- Thiede den Hermannsburger Schützen eine Kette, die ebenfalls für den zweitbesten Schuß auf die Ehrenscheibe verliehen wurde. Diese Kette trugen:
1970 Michael Espe
1971 Werner Marwede
1972 Ulrich Bodmann
1973 Hermann Wedemann
1974 Hans- Heinrich Siegmann
1975 Herbert Albers
1976 Heinrich Dormeier
1977 Dieter Schomburg
für 1978 liegen keine Angaben vor, wahrscheinlich wurde die Kette nicht weiter ausgeschossen. 1979 stiftete der Festwirt Garberding einen Pokal, den
1979 Klaus Grobe errang.
Ab 1980 wurde dieser Pokal nicht mehr zum Schützenfest ausgeschossen, sondern im Laufe des Jahres unter den aktiven Schützen.
Die Vereinsführung
Die Namen der Schützen, die den Verein führten oder sonst eine besondere Funktion ausübten, sind aus den Protokollen ersichtlich. Sie sind in den Tabellen zusammengestellt.
In den Jahren bis zum Krieg setzte sich der Vorstand aus neun Mann zusammen: ein 1. Vorsitzender, ein 1. Schriftführer und ein 1. Kassierer. Dazu für jeden von ihnen ein Stellvertreter und noch drei Beisitzer.
Die Vorstandsmitglieder hatten relativ lange Amtszeiten, die Beisitzer wechselten häufiger. Unter diesen tauchen auch bald die Namen Karl Brandes und Albrecht von der Gröben auf, beides ehemalige Offiziere, die im Vereinsleben noch eine Rolle spielen sollten.
Dem Vorstand zur Seite stand dann eine Anzahl von Komitees, Ausschüssen und Kommissionen, teils ständige, teils kurzzeitig eingesetzte. Zu den ständigen zählte das Schießkomitee. Das waren vier Mann, die sich auch Zeugmeister oder Waffenmeister nannten. Später – um das Jahr 1930 herum – bestand der Schießausschuß aus zehn Mann, die aus ihrer Mitte einen Vorsitzenden wählten und für den gesamten sportlichen Schießbetrieb verantwortlich waren. Dieser Schießauschuß hatte auch eine eigene Kasse für Munition, Schießbedarf, Pokale und Medaillen.
Ein weiterer ständiger Ausschuß – ebenfalls mit zehn Mann besetzt – war der Festausschuß, der die gesellige Seite des Vereinslebens betreute. Neben diesen Gremien wurden häufig ad hoc Kommissionen für besondere Aufgaben eingesetzt, zum Beispiel beim Schützenfest für den Preiseinkauf, das Tanzen und Kassieren, beim Bau des Schützenhauses usw.
Nach dem Kriege brauchte auch die Vereinsführung Zeit, sich zu "konstituieren". Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1952 wurde erstmals ein vierköpfiger geschäftsführender Vorstand gewählt.
In dasselbe Jahr fiel auch die Einrichtung eines Ehrengerichts, das Streitigkeiten unter den Schützen schlichten sollte, aber selten tätig geworden ist.
Es hat wenig Mühe gemacht, die Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes tabellarisch zusammenzustellen. Schwieriger war es schon, die sogenannten " Nebenämter" zeitlich richtig den einzelnen Personen zuzuordnen. Mit dem Ausdruck Nebenämter soll aber nichts über die Wichtigkeit dieser Posten gesagt werden! Die Schwierigkeit liegt zum einen daran, daß auf diesen Posten häufiger gewechselt wurde als im Vorstand, zum anderen daran, daß einige Schützenbrüder mehrere Funktionen gleichzeitig oder überschneidend ausübten.
Das Paradebeispiel dafür ist Heinrich Surborg, der im Laufe seines Schützenlebens wohl jedes Amt innehatte, das der Verein zu vergeben hatte, mit Ausnahme das des ersten Vorsitzenden. Insofern können in dieser Tabelle Fehler sein.
Beisitzer gab es nach dem Kriege nicht mehr, wohl aber Schießausschuß und Vergnügungsausschuß, die zum erweiterten Vorstand gehörten. Alle diese Gremien wurden jährlich neugewählt, bzw. wiedergewählt.
1966 taucht zum ersten Mal die Bezeichnung Schafferrat auf für den erweiterten Vorstand. Der Name ist wahrscheinlich in Anlehnung an den in Celle existierenden Großen Schafferrat der Schützengesellschaften gewählt worden. Damit hatte der geschäftsführende Vorstand nun einen Beraterstab für spezielle Aufgaben an der Seite.
Die Zusammensetzung des ersten Schafferrats war folgende:
Präsident Dr. Hermann Brammer Pressewart Kurt Förster
Schießmeister Helmut Fabritz Werbungsleiter Herbert Menzel
Jugendleiter Heinrich Surborg technischer Leiter Erich Ahrens
Platzmeister Horst Lorenz für besondere Aufgaben Alfred Reh
Damensprecherin Lieselotte Crolly
Zu den einzelnen Posten ist zu sagen: das Amt des Präsidenten wurde eigens für Dr. Brammer geschaffen, er sollte es auf Lebenszeit haben, es sollte dann nicht wieder besetzt werden. Der Schießmeister war der frühere Vorsitzende des Schießausschusses. Der Verein hatte jetzt auch eine Jugendgruppe und eine Damengruppe, die im erweiterten Vorstand vertreten sein sollten. Platzmeister und technischer Leiter hatten am meisten Arbeit beim Schützenfest mit dem Aufbau und dem Elt- Anschluß der Schausteller, Buden und Karussells. Der Schafferrat war zahlenmäßig nicht begrenzt, auch wurden nicht alle Ämter immer vergeben, er hatte also keine gleichbleibende Zusammensetzung. Er wurde jährlich neu gewählt, bzw. bestätigt.
1971 beschloß die Generalversammlung, daß der Schießmeister Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes werden sollte. Anscheinend sind eine entsprechende Satzungsänderung und Eintrag in das Vereinsregister unterblieben. Jedenfalls fungierte Schießmeister Helmut Fabritz bis zu seinem Rücktritt 1985 als Vorstandsmitglied.
Da inzwischen der zweite Vorsitzende das Amt des Schriftführers in Personalunion übernommen hatte, bestand der Vorstand jetzt aus 4 Mann: erster und zweiter Vorsitzender, Schatzmeister und Schießmeister. Er amtierte jeweils drei Jahre.
1984 beschloß die Jahreshauptversammlung, die Amtszeit des Schafferrats auf 3 Jahre zu verlängern, damit sie dann mit der des Vorstandes nach § 26 BGB ( = geschäftsführender Vorstand ) gleichläuft.
1989 wurde dann die Satzung geändert, um den Schießmeister und den Jugendleiter in den Vorstand aufnehmen zu können. Seitdem hat der Vorstand fünf Mitglieder.
Die Schützengesellschaft ist immer ein "demokratischer Verein" gewesen. Alle wichtigen Beschlüsse faßte und faßt die Mitgliederversammlung. Die Vereinsführung war und ist immer "teamwork". Es wurde deshalb darauf verzichtet, die einzelnen Vorsitzenden zu charakterisieren und ihre Verdienste zu würdigen.
Die Vereinsführung nach 1949
A) Erster Vorsitzender
1949 |
Albrecht von der Gröben |
|
1950 - 1955 |
Bruno Hermsdorf |
|
1956 - 1965 |
Dr. Hermann Brammer |
|
1966 - 1983 |
Werner Crolly |
|
1984 - 1988 |
Heinz Gebers |
|
1989 |
Klaus- Peter Beyl |
|
B) Zweiter Vorsitzender
1952 - 1959 |
Hermann Springhorn |
|
1960 - 1965 |
Werner Crolly |
|
1966 - 1967 |
Heinrich Surborg |
|
1968 - 1988 |
Peter Vogel |
|
1989 |
Hans- Jürgen Rosenbrock |
|
C) Schatzmeister
1949 - 1953 |
Heinrich Surborg |
|
1954 - 1955 |
Karl Wißler |
|
1956 - 1957 |
Heinrich Surborg |
|
1958 - 1970 |
Karl- Heinrich Hellberg |
|
1971 - 1979 |
Alfred Reh |
|
1980 |
Reinhold Schneider |
|
D) Schriftführer (nur bis 1988 Vorstandsmitglied)
1949 |
Bruno Hermsdorf |
|
1950 - 1951 |
Wilhelm Völker |
|
1952 - 1955 |
Carl Behn |
|
1956 - 1967 |
Hermann Springhorn |
bis 1959 in Personalunion als 2. Vorsitzender bis 1967 als Vorstandsmitglied |
1968 - 1970 |
Alfred Reh |
|
1971 |
Peter Vogel |
bis 1988 in Personalunion als 2. Vorsitzender ab 1989 als Mitglied des Schafferrats |
E) Schießmeister (von 1971 bis 1985 und ab 1989 Vorstandsmitglied)
1971 - 1985 |
Helmut Fabritz |
|
1989 |
Manfred König |
|
F) Jugendleiter (seit 1989 Vorstandsmitglied)
1989 |
Bernd- Wilhelm Winkelmann |
|
Die Vereinsführung von der Gründung bis zum Krieg
A) Erster Vorsitzender
bei der Gründung |
Otto August Riechers |
provisorisch |
1921 |
Förster Kurt Hinze |
|
1922 - 1933 |
Heinrich Hiestermann |
|
1934 |
Major a.D. Karl Brandes |
|
1935 - 1939/ 40 |
Major a.D. Albrecht von der Gröben |
|
B) Zweiter Vorsitzender
bei der Gründung |
Heinrich Möller |
provisorisch |
1921 - 1933 |
Otto Hiestermann |
|
1934 - 1939/ 40 |
Bruno Hermsdorf |
nur formell Vereins- führerstellvertreter |
C) Erster und zweiter Kassierer
1921 - 1924 |
Otto Ritter |
Hermann Thies |
1925 |
Otto August Riechers |
Ernst Hiestermann |
1926 |
Ernst Hiestermann |
Hermann Schulte |
1927 |
Ernst Hiestermann |
Dr. Kurt Niebuhr |
1928 |
Ernst Hiestermann |
Wilhelm Kaiser |
1929 - 1930 |
Ernst Hiestermann |
– |
1931 - 1936 |
Bruno Hermsdorf |
– |
1937 - 1938 |
Heinrich Surborg |
– |
1939 |
Heinrich Surborg |
Dietrich Eggers |
D) Erster und zweiter Schriftführer
bei der Gründung |
Karl Hiestermann |
provisorisch |
1921 |
Bruno Hermsdorf |
Heinrich Möller |
1922 - 1924 |
Willy Thiele |
– |
1925 - 1927 |
Willy Thiele |
Kurt Giemenz |
1928 - 1930 |
Willy Thiele |
Bruno Hermsdorf |
1931 |
Willy Thiele |
August Kuhlmann |
1932 - 1933 |
August Renner |
August Kuhlmann |
1934 - 1936 |
Heinrich Heine |
– |
1937 - 1938 |
Bruno Hermsdorf |
– |
1939 |
Bruno Hermsdorf |
Egon Ssymank |
Die Jugendgruppe
Im August 1954 wurde beschlossen, auch 14 -18jährige aufzunehmen, die dann zusammen mit den 18 - 21jährigen die Jungschützengruppe bildeten. Nach Vollendung des 21. Lebensjahres sollten sie als ordentliche Mitglieder in die Schützengesellschaft übernommen werden.
Werner Crolly und Helmut Fabritz waren die Leiter dieser Gruppe. Es dauerte aber nicht lange, daß diesen beiden noch mehrere Schützenbrüder als Schießaufsichten an die Seite gestellt wurden, namentlich - wie es im Protokoll heißt: "die im Gerichtsweg wohnenden mit Karl Albers als Oberaufsicht." Ein Zeichen wohl dafür, daß die Beteiligung rege war. Beim Kinderschützenfest 1957 trat erstmalig die Jungschützengruppe gut uniformiert in Erscheinung, berichtete die Cellesche Zeitung.
Nach einem kurzen Interregnum auf dem Posten des Jugendleiters übernahm im Herbst 1958 Bäckermeister Heinrich Surborg die Leitung,... nachdem er sich kurz vorher wegen beruflicher Überlastung von allen Ämtern hatte entbinden lassen ! Jetzt hatte er ein Amt, das ihm wie auf den Leib geschneidert war, das er über 10 Jahre lang mit unglaublichem Einsatz und einer einmaligen Fähigkeit, junge Menschen zu begeistern, ausübte. Die Erfolge blieben nicht aus. 10 - 15 Jugendliche trainierten regelmäßig, errangen die ersten Jugendnadeln, fuhren zu Wettkämpfen, Meisterschaften und Vergleichsschießen über Land und setzten sich überall an die Spitze !
Siehe hierzu das Kapitel : Das Schießen.
Anfang der 60er Jahre waren dem Kreisverband fast regelmäßig um die 20 Jungschützen gemeldet. Sie alle verehrten ihren Jugendleiter und ließen sich zu außergewöhnlichen Leistungen motivieren. Wenn sie Heinrich Surborg in der Backstube besuchten und dort frühstückten, ehe sie losfuhren zu irgendeinem Wettkampf, und ins Fachsimpeln kamen, dann griff er wohl auch mal den Brotschieber und demonstrierte damit die richtige Anschlagsart !
Die Backstube war dann auch der einzige Ort, wo man Heinrich Surborg außerhalb des Schützenhauses noch antreffen konnte. Da tat er noch seine Arbeit, im Laden dagegen war er so gut wie nie. So hieß es auch in der Familie: wenn wir pleite gehen, dann ist der Schützenverein Schuld ! Der beanspruchte nämlich nicht nur Heinrichs Zeit, sondern auch sein Geld. Spesen, Tagegelder, Fahrtkostenzuschuß ....das waren unbekannte Vokabeln für ihn.
Aus dem Jahre 1965 ist eine hausgemachte "Zeitschrift zum Winterfest der Jugendgruppe der SG Hermannsburg" erhalten, die wie eine Hochzeitszeitung aufgemacht ist, mit Gedichten, Zeichnungen und Fotomontagen. Die 60er Jahre waren bekanntlich und wie im Kapitel : Das Schießen nachzulesen ist - die erfolgreichsten der Jugendgruppe. Dementsprechend stark war ihr Zusammenhalt und groß ihre Verehrung für Heinrich Surborg.
Die ersten Reime lauten :
Die Hermannsburger Jugend ist gefürchtet und bekannt,
nicht nur im Kreis, im ganzen Niedersachsenland !
Jedermann ist interessiert, wie werden diese Jung´s dressiert ?
Der Mann, der dieses alles tut,
der den Nachwuchs zieht wie die Henne ihre Brut,
ist von Beruf ein Bäcker ... usw.
Auf den folgenden Seiten wurden dann aber die Meisterschützen ganz schön durch den Kakao gezogen und ihre Angewohnheiten in Wort und Bild glossiert.
1960 tauchte das erste Mädchen im Schießstand auf, es war Erika, die Tochter des Vorsitzenden Dr. Hermann Brammer. Die wollte beim Schießen auf den Kinderkönig mitmachen. Die entsetzte Reaktion des Schießmeisters Helmut Fabritz: "Du, ein Mädchen ??" Aber aus dem Schreck fiel er ins Staunen über die 13jährige Göre. Der erste Schuß ( KK 50m, stehend an der Stange ) war eine Zehn , der Stechschuß wieder eine Zehn ! Dummerweise aber hatte der männliche Konkurrent auch 2 Zehnen geschossen. Erst beim 4. Stechen verlor er die Nerven und setzte einen Schuß "in den Sand".
Erika war die erste Kinderkönigin der SG .. und im selben Jahr wurde ihr Bruder Helmut Jugendkönig ! Vater Brammer war sehr stolz auf seine Kinder, versuchte aber vergeblich, es ihnen gleichzutun.
Was der Schießmeister nicht ahnen konnte: Erika hatte nicht zum ersten Mal ein Gewehr in der Hand ! Brammers hatten einen Luftgewehrstand auf dem Dachboden, da trainierte der Jungschütze Helmut, und sein Schwesterchen durfte erst zusehen, dann kleine Handreichungen machen und endlich selbst mal schießen und dann systematisch trainieren.
1966 baten auch die Jugend und die Bläsergruppe des Hegerings, von Heinrich Surborg im Schießen ausgebildet zu werden !
1969 übernahm Gottfried Sander die Jugendgruppe, nachdem er schon vorher oft mit den Jugendlichen zu auswärtigen Wettkämpfen gefahren war. Die Mitgliederzahlen schnellten in die Höhe, und das Eintrittsalter sank. Auch andere junge Mädchen entdeckten das Schießen als sportliche Betätigung.
Die Jugendlichen wurden jetzt unterteilt in Schüler (bis 14 Jahre alt ), Jugendliche ( von 14 bis 18 Jahre alt ) und Junioren ( 18 bis 21 Jahre alt ). Im Durchschnitt waren 22% aller Mitglieder der SG Jugendliche ! So konnte zum Beispiel auf der Jahreshauptversammlung 1979 berichtet werden, daß 56 Jugendliche aktiv waren und "der Jugendleiter einen Kartoffelsack hätte brauchen können, um alle Preise und Pokale von den Wettkämpfen nach Hause zu tragen."
Von 1978 bis 1982 war Aribert Kempf Jugendleiter, dann übernahm Bernd- Wilhelm Winkelmann die Gruppe.
Anfang der 80er Jahre gingen dann allerdings die Mitgliederzahlen der Jugendgruppe zurück. Schuld daran war eine neue "Waffen- Verwaltungsvorschrift für Schießsporttreibende im Kindes- und Jugendalter". Danach war Jugendlichen das Schießen mit Luftdruckwaffen erst ab 14 Jahren gestattet, das Schießen mit Feuerwaffen erst ab 16 Jahren. Beide Altersgrenzen konnten um jeweils 2 Jahre gesenkt werden, wenn die Eltern schriftlich ihr Einverständnis dazu gegeben hatten. Kinder unter 12 Jahren durften überhaupt nicht schießen. Diese Bestimmung wirkte sich sehr nachteilig auf die Jugendarbeit in vielen Vereinen aus.
Die Kinderschützenkönige
1938 wurde das erste Kinderschützenfest durchgeführt
Kinderkönig wurde Peter Hiestermann, Königin Lieselotte Surborg
1. Kinderschützenminister: Bruno Hermsdorf, 2. Minister Horst Steinweg
1939 wurde Heinrich Penshorn Kinderkönig, Königin Christel Arnolds
1951 |
Wilhelm Gebers |
1973 |
Thomas Reh |
1952 |
Karl Rodehorst |
1974 |
Martin Renner |
1953 |
Hermann Kruse |
1975 |
Dirk Schütze |
1954 |
Karl Laval |
1976 |
Arno Lange |
1955 |
Karl Laval (12!) |
1977 |
Mathias Laval |
1956 |
Herbert Albers |
1978 |
Mathias Laval |
1957 |
Uli Bodmann |
1979 |
Michael Ripke |
1958 |
Hans- Heinrich Kaiser |
1980 |
Manuela Funk |
1959 |
Karl- Heinrich Setzepfand |
1981 |
Monika Karkoska |
1960 |
Erika Brammer |
1982 |
Martin Mayer |
1961 |
Wolfgang Crolly |
1983 |
Monik Karkoska |
1962 |
Rolf Weber |
1984 |
Nicole Ahrens |
1963 |
Hans- Jürgen Rosenbrock |
1985 |
Jens Knak |
1964 |
Walter König |
1986 |
Bianca Schneider |
1965 |
Gerhard Hollborn (10 !) |
1987 |
Nina Zeun |
1966 |
Walter Sander (10 !) |
1988 |
Arne Winterhoff |
1967 |
Hermann Rabe |
1989 |
Mirko Koch |
1968 |
Heinz- Wilhelm Gebers |
1990 |
Thorsten Bruns |
1969 |
Peter Crolly |
1991 |
Nico Wienberg |
1970 |
Hermann Hellberg |
1992 |
Katja Grünhagen |
1971 |
Christine Kluge |
1993 |
Andreas Hellmann |
1972 |
Rainer Tiegs |
1994 |
Martin Severloh |
|
|
1995 |
Claudia Deack |
Die Jugendkönige
Nach der Gründung der Jugendgruppe wurde 1955 erstmals ein Jugendkönig mit dem KK- Gewehr ausgeschossen. Jugendkönig kann nur ein Mitglied der Jugendgruppe der SG werden.
1955 |
Hans- Joachim Müller |
1975 |
Hermann Rabe |
1956 |
Friedel Renner |
1976 |
Peter Crolly |
1957 |
Karl- Heinz Rosenbrock |
1977 |
Christine Kluge |
1958 |
Heinrich Hellberg |
1978 |
Christine Kluge |
1959 |
Werner Koth |
1979 |
Dirk Tolle |
1960 |
Helmut Brammer |
1980 |
Jürgen Grünhagen |
1961 |
Helmut Pawelzik |
1981 |
Olaf Tolle |
1962 |
Benno Lewerenz |
1982 |
Lars- Holger Kirks |
1963 |
Helmut Pawelzik |
1983 |
Ilona Petersen |
1964 |
Frank Wendenhorst |
1984 |
Klaus Tolle |
1965 |
Wolfgang Crolly |
1985 |
Marcus Mayer |
1966 |
Hans- Jürgen Rosenbrock |
1986 |
Martin Nordhaus |
1967 |
Einhard Schmidt |
1987 |
Nicole Ahrens |
1968 |
Karsten Marwede |
1988 |
Jens Knak |
1969 |
Uwe Roßmann |
1989 |
Michael Lange |
1970 |
Wolfgang Balke |
1990 |
Christian Alm |
1971 |
Peter Crolly |
1991 |
Jens Knak |
1972 |
Manfred Deack |
1992 |
Mario Franz |
1973 |
Horst Gebers |
1993 |
Michael Glagla |
1974 |
Gerald Kruse |
1994 |
Karsten Severloh |
|
|
1995 |
Mirko Koch |
Die Damensprecherinnen
Die Leiterin der Damengruppe heißt offiziell Damensprecherin und gehört automatisch dem Schafferrat an.
Das Amt übernahmen :
1960 |
Käthe Lange |
1965 |
Lieselotte Crolly |
1968 |
Gerda Renner |
1975 |
Bärbel Schneider |
1978 |
Margrit Schade |
1983 |
Adelheid Winkelmann |
1985 |
Erika Albers |
Die Damengruppe
Die erste Erwähnung finden wir in einem Protokoll vom März 1960. Da heißt es: "Eine Damengruppe kann ins Leben gerufen werden, wenn die Versicherungsbedingungen erfüllt sind. Schbr. Ehlers übernimmt die Leitung."
Ein gutes halbes Jahr später wurde der Schützenversammlung offiziell mitgeteilt, daß die Damengruppe existiert und bei allen sportlichen Veranstaltungen gleichberechtigt ist.
Die erste Damensprecherin war Käthe Lange.
Die Damen zahlten einen Monatsbeitrag von 1,- DM.
In der Jahresmeldung an den Kreisverband Celle wurden für 1961 erstmals sieben Damen gemeldet.
Es besteht der Verdacht, daß die Damen schon vor der offiziellen Gründung trainiert haben. Denn im gleichen Jahr schon fuhr eine Damenmannschaft zu den Kreismeisterschaften und kam mit einem ersten und 2 zweiten Plätzen nach Hause! Die weiteren sportlichen Erfolge der Damen siehe im Kapitel: Das sportliche Schießen.
Während die Gleichberechtigung bei sportlichen Veranstaltungen kein Problem war, gab es offenbar Schwierigkeiten, wie die weiblichen Mitglieder der SG beim Schützenfest beteiligt werden könnten. Viele traditionsreiche Veranstaltungen schienen für die Damen ungeeignet. So verfiel man auf die glorreiche (?) Idee, die Damen beim Katerfrühstück als Bedienung einzusetzen. Ob alle davon begeistert waren, ist nicht überliefert. Jedenfalls ist es bis heute dabei geblieben. Natürlich schossen die Damen unter sich auch eine "Königin" aus. 1962 stiftete der damalige Schützenkönig Heinrich Surborg einen Wanderpreis für die jeweils beste Schützin. Die erste Preisträgerin war Sigrid Luhmann. "Nach schwierigen Berechnungen", wie es im Protokoll heißt, denn von 100 möglichen Ring hatten drei Damen 84 geschossen! Diese Leistung wurde im nächsten Jahr noch übertroffen, als Ursel Völker mit 93 von 100 möglichen Ring die ungekrönte Königin der Damengruppe wurde. Später bürgerte sich die Bezeichnung Damenbeste für die beste Schützin ein, die nächstbesten Ergebnisse bekamen die Titel Erste und Zweite Dame und entsprachen somit den Adjutanten bei den Schützen. 1969 stiftete Gottfried Sander eine Damenbesten- Kette, die erstmals im folgenden Jahr von Gerda Renner getragen wurde. Ab 1979 bekam die Damenbeste zusätzlich noch einen Pokal. In den 80er Jahren waren im Durchschnitt 31 Damen in der Schützenklasse, dazu kamen noch ungefähr 15 weibliche Jugendliche.
Die Damenbesten
Jahr |
Damenbeste |
|
1962 |
Sigrid Luhmann |
bekommt den von Surborg gestifteten Wanderpreis |
1963 |
Ursel Völker |
schießt 93 von 100 möglichen Ring ! |
1964 |
Katharina Lange |
bekommt den Wanderpreis |
1965 |
Ursel Völker |
"Königin der Damengruppe" |
1966 |
Ruth Sander |
|
1967 |
Gerda Renner |
|
1968 |
Marie Kluge |
|
_____________________________________________________________
Jahr Damenbeste 1. Dame 2. Dame
________________________________________________________________________
1969 |
Heidi Crolly |
Inge Hellberg |
Gerda Renner |
|
1970 |
Gerda Renner |
Isi Grobe |
Marie Kluge |
|
1971 |
Katharina Lange |
Marie Kluge |
Gerda Renner |
|
1972 |
Heidi Crolly |
Marie Kluge |
Bärbel Hermann |
|
1973 |
Ruth Sander |
Katharina Lange |
Gerda Renner |
|
1974 |
Bärbel Schneider |
Erika Kluge |
Katharina Lange |
|
1975 |
Isi Grobe |
Katharina Lange |
Heidi Crolly |
|
1976 |
Adelheid Winkelmann |
Andrea Burkert |
Ilse Dohrmann |
|
1977 |
Susanne Hiestermann |
Adelheid Winkelmann |
Ruth Funk |
|
1978 |
Ruth Funk |
Erika Albers |
Margrit Schade |
|
1979 |
Adelheid Winkelmann |
Ruth Funk |
Gudrun Müller |
|
1980 |
Thea Mohwinkel |
Ruth Funk |
Erika Albers |
|
1981 |
Margrit Schade |
Christine Kluge |
Ruth Sander |
|
1982 |
Ruth Sander |
Thea Mohwinkel |
Ruth Funk |
|
1983 |
Ruth Funk |
Gerda Renner |
Susanne Hiestermann |
|
1984 |
Ella Katzke |
Thea Mohwinkel |
Christel Bröckner |
|
1985 |
Erika Albers |
Helga König |
Ella Katzke |
|
1986 |
Helga König |
Gerda Renner |
Thea Mohwinkel |
|
1987 |
Ella Katzke |
Bärbel Schneider |
Bärbel Hermann |
|
1988 |
Thea Mohwinkel |
Elke Sander |
Ruth Funk |
|
1989 |
Helga König |
Marlies Tolle |
Christel Bröckner |
|
1990 |
Margrit Schade |
Gudrun Stüber |
Bärbel Hermann |
|
1991 |
Christel Tolle |
Helga König |
Regina Weidner |
|
1992 |
Ursula Krüger |
Christel Tolle |
Regina Weidner |
|
1993 |
Ella Katzke |
Adelheid Winkelmann |
Elke Bartholomäus |
|
1994 |
Helga König |
Bärbel Schneider |
Gerda Renner |
|
1995 |
Elke Bartholomäus |
Ursula Krüger |
Helga König |
Das sportliche Schießen
Über das Schießen in den Jahren vor dem Kriege ist schon berichtet worden. Als der Verein 1949 wieder ins Leben gerufen wurde, war noch kein Gedanke an sportliches Schießen mit "echten" Gewehren. Die Besatzungsmacht verbot den Deutschen jeglichen Waffenbesitz.( Anmerkung: Jagdwaffen wurden im Januar , KK- Gewehre im Februar 1951 freigegeben.)
Im Dezember 1950 findet sich in den Protokollen zum ersten Mal ein Hinweis auf ein "Schnur- und Löffelschießen" mit Luftgewehr im Vereinslokal Gebers. Während im Sommer irgendwo im Freien geschossen wurde, fand das Schiessen im Winterhalbjahr im Lokal statt. Zu diesem Zweck wurden die Fenster geöffnet und draußen 4 - 5m lange Holzkästen davorgehängt, die am Ende auf einem Bock ruhten. Im Clubzimmer wurden die Tische zusammengerückt und die Scheibenzuganlagen darauf montiert.
In den Holzkästen befand sich am Ende eine Lampe und die Scheibe. Damals wurde noch mit Bolzen geschossen statt mit Bleikugeln. Die Schützen schossen aufgelegt auf den Tischen also aus dem Fenster raus. Wenn mal eine Scheibe aus der Haltevorrichtung fiel, weil die Zugdrähte nicht genug gespannt waren, kroch ein Junge in den Holzkasten und holte sie wieder.
1951 wurde zum ersten Mal wieder mit KK geschossen. Waffenmeister Wilhelm Alms aus Bergen brachte die Gewehre zum Schießen mit und nahm sie dann wieder mit nach Hause.
Ende 1952 wurde beschlossen, ein Schießbuch anzulegen, nach alten Regeln wieder Schützenschnüre auszuschießen und auch vereinseigene Gewehre anzuschaffen. Ein KK- Gewehr kostete damals etwa 300,- DM. Übungsschießen war an jedem 2. und 3. Sonntag im Monat, im Sommer ab 15 Uhr, im Winter ab 14 Uhr.
Man mußte sich immer wieder was einfallen lassen, um die Kameraden zum Schießen zu motivieren. Anreize waren in erster Linie natürlich die Schießauszeichnungen, Plaketten und Leistungsnadeln, dann aber auch Sachpreise.
Im November 1953 fand das erste Schweineschießen statt, bei dem es um Fleischpreise ging. 3 Schuß kosteten 1,50 DM, es durfte sitzend freihändig oder stehend an der Stange geschossen werden. Aber auch die Sachpreise konnten sich sehen lassen. Überliefert ist zum Beispiel von 1953, daß die beiden besten Schützen – mit jeweils 30 Ring ! – eine Büfettuhr und ein Dutzend silberne Löffel bekamen. Weitere Sachpreise waren damals ein Damenfahrrad Marke Herkules oder ein Geschenkkarton Steinhäger mit Schnaps, Schinken und Schwarzbrot.
Der Verein schickte dann bald einige Schützenbrüder zu Lehrgängen, in denen sie zu Schießwarten ausgebildet wurden. Die Kosten hierfür trug der Verein. Werner Crolly und Helmut Fabritz gehörten zu den ersten.
1958 hatte – wie im Kapitel Die Jugendgruppe berichtet – Heinrich Surborg die Betreuung der Jugendlichen übernommen. Deren Motivation und Trainingsfleiß färbten offensichtlich auf die Schützen der anderen Altersklassen ab. Jedenfalls spielte sich Ende der 50er Jahre im Schützenhaus ein reger Schießbetrieb ab. Die Trainingsstunden waren gut besucht, der Verein schaffte neue Gewehre an. Regelmäßig wurden die Vereinsmeister in den einzelnen Disziplinen und Altersklassen ausgeschossen.
Die Erfolge blieben nicht aus. Im Jahre 1960 wurden allein 103 Meisterschaftsnadeln des DSB (Deutscher Schützenbund ) erworben. Bei den Kreismeisterschaften 1960 lagen die Hermannsburger Schützen noch im Mittelfeld. Allerdings hatten sich schon einige talentierte Meisterschützen an die Spitze gesetzt, deren Namen in der Folgezeit noch oft auftauchen sollten.
Werner Crolly wurde in der Schützenklasse Luftgewehr Kreismeister 1960. Einer der ersten Jungschützen, deren Namen mit schöner Regelmäßigkeit in den Siegerlisten standen, war Helmut Brammer. Er gewann die Vereinsmeisterschaft in 3 Waffenarten und wurde 1960 Kreismeister. Er war auch der erste, den die SG auf ihre Kosten zu einem Jugendschießwartlehrgang des Niedersächsischen Schützenverbandes schickte.
Die 60er Jahre waren die erfolgreichsten in der ganzen Geschichte der SG.
Es war tatsächlich eine ganz große Zeit des "Abstaubens" bei allen Wettkämpfen auf Kreisebene, auf Bezirksebene und sogar bei den Landesmeisterschaften. Mit Augenzwinkern berichtete man später von anderen Wettkampfteilnehmern die Worte: Wenn ihr Hermannsburger kommt, haben wir ja doch keine Chance und können ebensogut unsere Gewehre gleich wieder einpacken!
Die Mehrzahl der Pokale, Plaketten und Urkunden im Schützenhaus stammt aus jener Zeit, und sie stammt überwiegend von der Jugendgruppe. Damit sollen die Leistungen der anderen Altersklassen nicht geschmälert werden. Aber ein Blick auf die Tabellen der Meisterschaften in den Jahren 1961 bis 1969 zeigt deutlich das Übergewicht der Jugend.
1961 nahmen schon 12 Mannschaften aus Hermannsburg an den Kreismeisterschaften teil, und zwar je 4 in den Disziplinen Luftgewehr, Kleinkaliber 50m und Scheibengewehr 100m. Sie errangen 4 Mannschaftsssiege und 4 Kreismeistertitel in der Einzelwertung.
Beachtenswert ist, daß hier schon die Damengruppe "siegreich" in Erscheinung trat, die erst im Jahr zuvor gebildet wurde.
1962 erschien zum ersten Mal eine Luftpistolenmannschaft aus Hermannburg bei den Kreismeisterschaften und setzte sich an die Spitze. Es waren die Altersschützen mit Heinrich Surborg, der Kreismeister in der Einzelwertung wurde.
1963 konnte der Schießmeister 116 Leistungsnadeln des DSB vergeben. Neben den Ehren eines Kreismeisters brachten die Hermannsburger Schützen jetzt auch Meistertitel von den Wettkämpfen auf Bezirksebene mit, und der Jungschütze Wolfgang Crolly wurde Landesmeister im 100m- Schießen ! Damit stand die Schützengesellschaft leistungsmäßig an erster Stelle im Kreisverband Celle !
Neben den offiziellen Titelkämpfen nahmen die Hermannsburger Schützen in jener Zeit auch überaus erfolgreich an den traditionellen Pokalschießen der Nachbarvereine im Landkreis Celle und der befreundeten Vereine in ganz Niedersachsen teil. Man braucht nur einen Blick in den Trophäenschrank im Schützenhaus zu werfen.
Zu erwähnen ist hier vielleicht das Schießen um den "Hans Eidig- Pokal" in Salzhausen bei Lüneburg. Das war ein echt silberner Wanderpokal, den die Hermannsburger mehrfach nach Hause holten. Als zusätzlichen Preis gab es dazu 25 Literflaschen "Haidmärker"- Doppelkorn, den eine dort ansässige Kornbrennerei gestiftet hatte. Dieser Korn wurde zu günstigen Preisen an Schützenbrüder verkauft, und von dem Erlös wurden die ersten vereinseigenen Luftpistolen angeschafft.
Ein Spitzenergebnis für die Hermannsburger Sportschützen brachte dann aber das Jahr 1965. Von den Kreismeisterschaften brachten sie 6 erste Plätze in der Mannschaftswertung mit und 4 Kreismeistertitel aus der Einzelwertung. Von den Bezirksmeisterschaften in Burgdorf (Bezirk Heide) holten sie 3 erste Mannschaftsplätze, und bei den Landesmeisterschaften ging im KK- Schießen die Jugendmannschaft als Sieger hervor. Doch damit nicht genug !
In Hannover fand das 23. Deutsche Bundesschießen statt. Mit einem Gesamtteiler von 869 wurde Veit Schmidt Schützenprinz, und Wolfgang Crolly wurde mit einem Gesamtteiler von 1316 Dritter mit dem Titel Ritter.
Veit Schmidt gewann außerdem noch das 10- Schuß- Freihandschießen mit dem KK- Gewehr auf 50m.
Die Turnierleitung übermittelte die Schießergebnisse telegrafisch dem Heimatverein, der niedersächsische Innenminister schickte einen Glückwunsch, alle großen überregionalen Zeitungen berichteten darübernur die Cellesche Zeitung nicht !
Das bemängelte dann auch der Vorsitzende Dr. Brammer bei seiner Schützenfestansprache wenige Wochen später. Die so gerügte Heimatzeitung, die bisher immer brav berichtet hatte, ließ das aber nicht auf sich sitzen und fügte ihrem Festbericht eine redaktionelle Anmerkung bei:
" Warum hat der Vorstand die Heimatzeitung nicht unterrichtet oder für die Jungschützen bei ihrer Rückkehr aus Hannover einen Empfang gegeben, zu welchem die Presse eingeladen werden konnte ?? " Damit hatte sie nicht ganz unrecht. Der Verein seinerseits wollte sich die Bekanntgabe wohl als besonderen Bonbon bis zum Schützenfest aufheben, und so war es zu einer Panne gekommen.
Wer die Siegerlisten liest, wird merken, daß abgesehen von den Spitzensportlern immer wieder neue Namen auftauchen. Tatsächlich konnte die SG in jedem Jahr neue Schützen in den Wettkampf schicken. Es war infolge konsequenter Breitenarbeit ein großes Reservoir an guten Schützen vorhanden, die auch nachrücken konnten, wenn Ältere aus beruflichen Gründen Hermannsburg verließen.
Interessant ist hierbei, daß die meisten Zöglinge Heinrich Surborgs dem Schießsport auch nach ihrem Wegzug von Hermannsburg treublieben.
So wurde zum Beispiel Helmut Brammer später zweifacher Landesmeister von Niederbayern. Karl- Heinz Rosenbrock wurde von seinem neuen Braunschweiger Verein zu jeder Landesmeisterschaft entsandt. Wolfgang Crolly setzte die Serie seiner Erfolge in einem Celler Verein fort. Erika Brammer ist bis heute eine begeisterte und erfolgreiche Sportschützin. Veit Schmidt fand als Aktiver an jedem Ort seiner beruflichen Tätigkeit Anschluß an die heimischen Schützenvereine, trainierte eine erfolgreiche Jugendmannschaft, holte selbst viele Kreis- und Bezirksmeistertitel.
Was nun das Jahr 1966 betrifft, so wollen wir hier im Wesentlichen die Berichte der Celleschen Zeitung sprechen lassen. Die CZ macht seit Jahren eine Leserumfrage und sucht die erfolgreichsten Heimatsportler. Sie möchte damit auch viele Leser, die nicht unmittelbar mit dem Sport zu tun haben, auf die Erfolge der Sportler aus der Stadt und dem Landkreis Celle aufmerksam machen. Die zur Auswahl stehenden Sportler, Sportlerinnen und Mannschaften werden den Lesern mit einer kurzgefaßten Aufstellung ihrer Leistungen vorgestellt. Ende des Jahres 1966 erschienen zum ersten Mal Sportschützen dabei. Die Zeitung schrieb:
Erstmalig die Schützen dabei und Deutscher Vizemeister in Hermannsburg !
Also stellte die CZ Wolfgang Crolly und Rüdiger Stuke, sowie die Mannschaft der SG Hermannsburg ihren Lesern zur Wahl. In jeder Zeitung war ein Stimmzettel abgedruckt, in den die Leser die ihrer Meinung nach besten 10 Sportler, die besten 10 Sportlerinnen und die 3 erfolgreichsten Mannschaften des Jahres eintragen sollten.
Das Ergebnis sah so aus: Wolfgang Crolly kam auf Platz 3, Rüdiger Stuke auf Platz 5, und die Mannschaft der SG stand auf Platz 3 !
Bei den jährlich stattfindenden Junioren- Länderkämpfen Niedersachsen gegen Rheinland- Pfalz, bzw. gegen Nordrhein- Westfalen waren im Jahre 1967 von den ausgewählten 8 Schützen allein 3 Hermannsburger!
Wolfgang Crolly war mit 1105 Ring von 1200 möglichen im KK- Dreistellungskampf (liegend-, stehend- und kniend-freihändig) nicht nur bester Schütze für Niedersachsen, sondern konnte sich mit diesem bisher einmaligen Ergebnis an die Spitze der beteiligten Landesverbände setzen. Der Lohn war die Einladung zu den Endkämpfen in Wiesbaden (Bayern, Nordwest-deutschland und Hessen).
Als einziger Vertreter Niedersachsens konnte er mit 555 Ring im 60- Schuß- Dreistellungskampf in der Einzelwertung den 3. Platz belegen.
Einen weiteren und jedoch auch einen der letzten Höhepunkte brachte das Schießjahr 1968. Die neugebildete Juniorenmannschaft mit den Schützen Einhard Schmidt, Wolf- Dietrich Schade und Wolfgang Crolly konnte nahtlos an die vorhergehenden Erfolge anschließen. Neben sämtlichen Kreis- und Bezirksmeistertiteln (!) errang diese Mannschaft in Hannover noch den Landesmeister in den Disziplinen 50m KK und 100m- Schießen, sowie den Titel Vizelandesmeister im Luftgewehrschießen und Olympisch Match! Wolfgang Crolly holte noch 2 Landesmeister- und 2 Vizelandesmeisterschaften in der Einzelwertung. Aufgrund seiner Leistungen wurde er zu mehreren Trainingslehrgängen vom Deutschen Schützenbund in Wiesbaden eingeladen und gehörte in den Jahren 1967 und 1968 zur Junioren- Nationalmannschaft des DSB. In dieser Zeit nahm er erfolgreich an internationalen Länderkämpfen zwischen Deutschland und Frankreich teil, die teils in Nancy, teils in Wiesbaden stattfanden. So hatte der Name Hermannburg auf allen Schießständen weit und breit einen hervorragenden Klang, und die SG Hermannsburg war mächtig stolz auf ihre Schützen.
Innerhalb dieser großen Schützengesellschaft hielten natürlich die aktiven Schützen besonders gut zusammen. Sie alle waren verbunden durch ständiges gemeinsames Training, durch gemeinsame Fahrten zu Wettkämpfen und die gemeinsam erlebte Siegesfreude oder auch Enttäuschung. So war es nicht verwunderlich, daß sie auch unter sich feiern wollten.
Das machten sie erstmals am Jahresende 1966 in Form eines Heidschnuckenschießens, wobei Essen und Trinken frei waren, sozusagen als Belohnung für die regelmäßige Teilnahme an den Schießabenden.
1968 wurden – um ein Beispiel zu nennen – folgende Preise ausgeschossen: eine Heidschnucke, 22 Hähnchen, 8 Enten und 4 Putenkeulen. Aus der Heidschnucke wurde später ein Schwein, es blieb aber die Tradition des Jahresabschlußfestes der aktiven Schützen bis heute.
Natürlich war die SG Hermannsburg nicht abonniert auf erste Plätze und Meistertitel. Es kamen auch "magere Jahre". Nach den schießsportlichen Höhenflügen kamen die Hermannsburger Schützen sozusagen wieder auf den Teppich zurück.
Aber sind Siegerehren auf Kreisebene kein Grund zur Freude?
Um die Plazierungen im Kreisverband richtig werten zu können, sei die Stärke der Konkurrenz mit folgenden Zahlen belegt. An den Kreismeisterschaften 1961 nahmen nur in der Disziplin Luftgewehr 88 Mannschaften mit 369 Schützen teil.
1962 waren es 118 Mannschaften mit 489 Schützen, 1964 sogar 138 Mannschaften, davon allein 29 Damenmannschaften. Insgesamt standen in jenem Jahr 576 Schützen und Schützinnen vor den LG- Scheiben! In allen 4 Waffenarten standen z.B. 1963 insgesamt 942 Schützen im Wettkampf.
Die Auswertung der Zeitungsberichte über die ersten Plätze bei den Kreismeisterschaften in den folgenden Jahren 1969 bis 1975 etwa ergibt im Durchschnitt 12 mal die Nennung SG Hermannsburg als Heimatverein.
Eine Privatstatistik hatte sich 1973 Kreissportwart Kurt Beyer aus Celle gemacht, indem er die ersten drei Plätze bei allen Wettbewerben auf Kreisebene ausgewertet und in ein Punktesystem übersetzt hatte. Danach bekam Hermannsburg 36 Punkte gegenüber 24 Punkten des nächstbesten Vereins!
Leider existieren beim Kreisverband keine offiziellen Siegerlisten aus jenen Jahren. Außer den erwähnten Zeitungsberichten und persönlichen Aufzeichnungen einiger Wettkampfteilnehmer beruhen die folgenden Tabellen noch auf der Auswertung eines großen Stapels von Siegerurkunden aus dem Archiv der SG. So groß, daß man damit bequem eine Längswand des Schützenhauses hätte tapezieren können. Von Kreismeissterschaften, Rundenwettkämpfen, Vereinsvergleichsschießen, der Vorwerker Schießsportwoche. Von diesen sind nur erstere, und zwar auch nur die Mannschaftswertung, herausgezogen worden für einige interessante Jahre.
Was hier zu lesen ist, ist authentisch, aber nicht unbedingt vollständig.
Das Schießsportjahr 1962
Kreismeisterschaften
Disziplin |
Klasse |
Platz |
Mannschaft |
Einzelwertung |
|
|
|
|
|
|
|
LG |
Schützen A |
2.. |
|
2. K.-H. Rosenbrock |
|
|
Damen |
1. |
Katharina Lange Sigrid Luhmann Erika Brammer Lieselotte Crolly |
2. Katharina Lange 3. Sigrid Luhmann |
|
|
Jugend |
2. |
|
1. Veit Schmidt |
|
|
Schützen B |
|
|
1. Eckehard Hermsdorf |
|
KK 50 m |
Schützen |
1. |
K.-H. Rosenbrock Werner Crolly Helmut Brammer Herbert Albers |
1. K.-H. Rosenbrock 2. Helmut Brammer |
|
|
Damen |
2. |
Katharina Lange Sigrid Luhmann Erika Brammer Lieselotte Crolly |
3. Erika Brammer
|
|
|
Jugend |
2. |
Rüdiger Stuke Veit Schmidt Wolfgang Crolly Udo Hagemann |
1. Wolfgang Crolly |
|
100 m |
Jugend |
1. |
Peter Brammer Veit Schmidt Wolfgang Crolly Udo Hagemann |
2. Udo Hagemann 3. Wolfgang Crolly |
|
|
Schützen B |
3. |
|
1. K.-H. Rosenbrock |
|
|
Damen |
1. |
wie 50m- Mannschaft |
2. Sigrid Luhmann 3. Erika Brammer |
|
|
Alters |
|
|
3. Heinrich Surborg |
|
Luftpistole |
Jugend |
2. |
wie 100m- Mannschaft |
3. Wolfgang Crolly |
|
|
Alters |
1. |
Hch. Hormann Hermann Brammer Heinrich Surborg Max Weber |
1. Heinrich Surborg |
|
|
Damen |
|
|
2. Lieselotte Crolly |
|
|
|
|
|
3. Erika Brammer |
|
__________________________________________________________________________
weitere Erfolge:
5. Kreisvergleichsschießen KK 50 m - 10 Schuß liegend - Mannschaft mit 10 Schützen
1. Platzund Gewinner des Wanderpreises des Kreisschützenverbandes Celle
mit den Schützen Heinrich Surborg, Hermann Brammer, Max Weber, Hardu Weber, Helmut Fabritz
Werner Crolly, K.-H. Rosenbrock, Herbert Albers, Katharina Lange und Wilhelm Nöschel
4. Kreisvergleichsschießen LG - Jugendmannschaft mit 10 Schützen
1. Platz mit den Schützen Wolfgang Crolly, Veit Schmidt, Udo Hagemann, Peter Brammer,
H. Prüser, Rüdiger Stuke, Helmut Pawelzik, Werner Felsner, Günter Klaus, Wolf- D. Schade
in der Einzelwertung: 1. Platz Veit Schmidt 2. Platz Peter Brammer 3. Platz Udo Hagemann
Das Schießsportjahr 1963
Kreismeisterschaften
Disziplin |
Klasse |
Platz |
Mannschaft |
Einzelwertung |
|
|
|
|
|
LG |
Damen |
2. |
Erika Brammer Lieselotte Crolly Katharina Lange Ursel Völker |
|
|
Jugend |
1. |
Wolfgang Crolly Udo Hagemann Peter Brammer Veit Schmidt |
1. Veit Schmidt 2. Wolfgang Crolly |
KK 50 m |
Schützen B |
1. |
Werner Crolly K.-H. Rosenbrock H.-J. Meyerhoff Herbert Albers |
1. K.-H. Rosenbrock |
|
Jugend |
1. |
wie LG Jugendmannschaft |
2. Wolfgang Crolly 3. Udo Hagemann |
|
Damen |
1. |
wie LG Damenmannschaft |
3. Erika Brammer |
|
Alters |
3. |
Heinrich Surborg Hermann Brammer Heinrich Renner P. Winterhoff |
|
100 m |
Schützen |
1. |
wie 50 m- Mannschaft |
2. K.-H. Rosenbrock |
|
Jugend |
1. |
wie 50 m- Mannschaft |
1. Wolfgang Crolly 3. Udo Hagemann |
|
Damen |
1. |
wie LG - Mannschaft |
1. Ursel Völker 2. Lieselotte Crolly 3. Katharina Lange |
Luftpistole |
Jugend |
1. |
wie 50 m- Mannschaft |
3. Wolfgang Crolly |
|
Damen |
2. |
Otti Alvermann Lieselotte Crolly Katharina Lange Ursel Völker |
3. Lieselotte Crolly |
|
Alters |
|
|
2. Heinrich Surborg |
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weitere Erfolge :
5. Kreisvergleichsschießen LG - Jugendmannschaft mit 10 Schützen 1. Platz mit den Schützen
Peter Brammer, Wolfgang Crolly, Udo Hagemann, Günter Klaus, Veit Schmidt, Rüdiger Stuke, Einhard Schmidt, Peter Bleich, Helmut Pawelzik, Wolf- Dieter Schade
Schützenmannschaft und Damenmannschaft je einen 2. Platz
Bezirksmeisterschaft Heide in Burgdorf ( beteiligt waren die Kreisverbände Burgdorf, Peine, Hannover- Nord, Wedemark und Celle Stadt und Land )
Jugendmannschaft mit den Schützen Wolfgang Crolly, Peter Brammer, Udo Hagemann und
Veit Schmidt 1. Platz ! Weiter eine Damenmannschaft 3. Platz.
Das Schießsportjahr 1964
Kreismeisterschaften
Disziplin |
Klasse |
Platz |
Mannschaft |
Einzelwertung
|
LG |
Jugend |
1. |
W.-D. Schade Peter Brammer Günther Klaus Einhard Schmidt |
1. W.-D. Schade |
|
Junioren |
1. |
Udo Hagemann Wolfgang Crolly Veit Schmidt Peter Bleich |
3. Veit Schmidt |
|
Damen |
3. |
Lieselotte Crolly Ruth Sander Erika Brammer Ursel Völker |
1. Erika Brammer |
KK 50m |
Junioren |
1. |
Wolfgang Crolly Udo Hagemann Veit Schmidt Rüdiger Stuke |
1. Wolfgang Crolly 3. Udo Hagemann |
|
Damen |
1. |
Katharina Lange Ursel Völker Erika Brammer Lieselotte Crolly |
1. Ursel Völker |
|
Alters |
3. |
Hermann Brammer Max Weber Karl Laval Heinrich Surborg |
|
100m |
Schützen |
3. |
Werner Crolly Eckehard Hermsdorf Wilhelm Nöschel H.-J. Meyerhoff |
|
|
Junioren |
2. |
Wolfgang Crolly Udo Hagemann Helmut Pawelzik Veit Schmidt |
1. Wolfgang Crolly 3. Veit Schmidt |
|
Damen |
1. |
wie 50m- Mannschaft |
1. Erika Brammer |
|
Alters |
|
|
2. Heinrich Surborg |
Lupi |
Junioren |
2. |
Wolfgang Crolly Veit Schmidt Udo Hagemann Rolf Weber |
2. Wolfgang Crolly |
Olymp. Match |
Junioren |
1. |
Wolfgang Crolly Veit Schmidt Udo Hagemann Rüdiger Stuke |
3. Veit Schmidt |
weitere Erfolge:
Wanderpreis des Kreisschützenverbandes Celle, LG Juniorenmannschaft mit 10 Schützen
1. Platz mit den Schützen Wolfgang Crolly, Veit und Einhard Schmidt, W.-D. Schade, Rüdiger Stuke, Peter Brammer, Peter Bleich, K.-H. Rosenbrock, Rolf Weber und Helmut Pawelzik.
In der Einzelwertung: 2. Veit Schmidt, 3. Wolfgang Crolly
6. Vereinsvergleichsschießen KK Juniorenmannschaft mit 10 Schützen:
1. Platz mit den Schützen Wolfgang Crolly, Veit und Einhard Schmidt, W.-D. Schade, Rüdiger Stuke, Peter Brammer, Günter Klaus, Udo Hagemann, K.-H. Rosenbrock und Helmut Pawelzik.
In der Einzelwertung: 1. Helmut Pawelzik, 2. Rüdiger Stuke.
Das Schießsportjahr 1965
Kreismeisterschaften
Disziplin |
Klasse |
Platz |
Mannschaft |
Einzelwertung |
|
|
|
|
|
LG |
Jugend |
1. |
? |
|
|
Junioren |
1. |
? |
3. Wolfgang Crolly |
|
Schützen C |
1. |
? |
|
KK 50m |
Junioren |
1. |
Wolfgang Crolly Rüdiger Stuke Veit Schmidt Einhard Schmidt |
1. Wolfgang Crolly 2. Einhard Schmidt |
|
Damen |
2. |
Lieselotte Crolly Ursel Völker Katharina Lange Erika Brammer |
3. Erika Brammer |
100m |
Junioren |
1. |
wie 50m- Mannschaft |
1. Wolfgang Crolly 3. Veit Schmidt |
|
Damen |
2. |
wie 50m- Mannschaft |
2. Katharina Lange 3. Ursel Völker |